Die insolventen Wadan-Werften bekommen einen zum Großteil vom Bund verbürgten Massekredit in Höhe von 190 Millionen Euro.

Wismar/Rostock. Die insolventen Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde bekommen einen zum Großteil vom Bund verbürgten Massekredit in Höhe von 190 Millionen Euro. Das ist einer der größten Massekredite in der Geschichte der Bundesrepublik, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Marc Odebrecht mitteilte. Eine entsprechende Zusage habe er nach intensiven Verhandlungen erhalten.

Damit können die Werften die bereits begonnenen beiden Fähren für die schwedische Reederei Stena Line weiterbauen. Laut Odebrecht wird der Kredit zu 90 Prozent durch den Bund und zu zehn Prozent durch ein Bankenkonsortium abgesichert. Am Zustandekommen dieses Ergebnisses sei neben dem Bund auch das Land Mecklenburg-Vorpommern beteiligt gewesen. Die Schweriner Landesregierung hatte den Werften erst am Donnerstag einen weiteren Kredit über 1,5 Millionen Euro bereitgestellt, um den Fortgang der Arbeiten kurzfristig zu sichern. Die Wadan-Werften gehören mit ihren 2400 Mitarbeitern zu den größten Schiffbau-Betrieben Deutschlands.

Die mehrheitlich in russischer Hand befindlichen Werften hatten Anfang Juni wegen ausbleibender Neuaufträge und finanzieller Streitigkeiten zwischen den Eigentümern Insolvenz anmelden müssen. Danach waren bereits vereinbarte Schiffsneubauten weggefallen.

Odebrecht wertete den Massekredit als einen "allerersten, wichtigen Schritt, um die Arbeiten an den noch offenen Projekten fortzusetzen und damit Beschäftigung an den Standorten zu erhalten". Seinen Angaben zufolge hatte es am Donnerstag in Göteborg erneut Gespräche mit der Stena-Spitze gegeben: "Wir haben deutlich gemacht, dass jetzt unsererseits alles für den Weiterbau getan ist. Gleichwohl gestalten sich die Gespräche mit Stena als ausgesprochen schwierig." Die beiden Stena-Schiffe sind die bislang letzten Schiffbau-Aufträge der Werften in Wismar und Warnemünde.

Gleichzeitig laufe die Suche nach einem Investor für die Werften. Diese gestaltet sich aber angesichts überzähliger Transportkapazitäten auf den Weltmeeren als äußerst schwierig. "Die Marktsituation für den Verkauf einer Werft ist derzeit alles andere als günstig. Wir haben jedoch Signale von möglichen Investoren, die über bloße Absichtsbekundungen hinausgehen", teilte Berthold Brinkmann von der Hamburger Anwaltskanzlei Brinkmann und Partner mit.