Der Aufsichtsrat des TUI-Konzerns kommt am Freitag in Hannover zusammen. Auf der Tagesordnung: die Versorgung der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd mit bis zu 1,75 Milliarden Euro frischem Kapital.

Hamburg. TUI ist der größte Einzelaktionär. Einen Antrag auf Staatshilfen werde Hapag-Lloyd erst dann stellen, wenn sich die Gesellschafter über eine mögliche Kapitalerhöhung einig seien, sagte ein Insider dem Abendblatt. Das allerdings kann aus verschiedenen Gründen Widerstände aufwerfen.

Angesichts der globalen Rezession hatte der Hapag-Lloyd-Vorstand den Gesellschaftern am Mittwoch ein Stützungskonzept vorgetragen. Diskutiert wird nun vor allem die Variante, Kredite von rund einer Milliarde Euro zu organisieren, die mit Bürgschaften des Bundes und der Stadt Hamburg abgesichert werden könnten. Weitere 750 Millionen Euro könnten demnach die Eigentümer als Kapitalerhöhung aufbringen.

"Hapag-Lloyd ist genau der Kandidat für Hilfen aus dem Deutschlandfonds: Vor der Krise gesund, unverschuldet in Not geraten, trotzdem mit guten Perspektiven", heißt es. Das frische Kapital soll Hapag-Lloyd über die wohl noch bis ins kommende Jahr anhaltende Krise in der Schifffahrt hinweghelfen und zudem die Eigenkapitalquote stärken.

TUI ist mit rund 43 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt, bis zum Frühjahr gehörte die Reederei TUI komplett. Nun liegt die Mehrheit von 57 Prozent beim Hamburger Konsortium Albert Ballin, in dem die städtische Beteiligungsgesellschaft, der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne sowie zwei Banken und zwei Versicherungen zusammengeschlossen sind.

Miteigentümer Klaus-Michael Kühne nahm an der Gesellschafterversammlung nicht teil. Er ließ sich vom früheren Hamburger Finanzsenator Wolfgang Peiner vertreten. Zwischen Kühne und seinen Mitgesellschaftern wachsen die Unstimmigkeiten über das Vorgehen bei Hapag-Lloyd. In Interviews hatte Kühne vergangene Woche staatliche Hilfen für die Reederei sowie verstärkte Sparmaßnahmen und mehr finanzielles Engagement vor allem von TUI gefordert. Im Gesellschafterkreis stößt dieses Verhalten auf Unverständnis.

Derweil sorgt Hapag-Lloyd für einen handfesten Krach zwischen Finanzsenator Michael Freytag (CDU) und der SPD. Nachdem die SPD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft dem Senator vorgehalten hatte, sie nicht rechtzeitig und umfassend über die Probleme bei der Reederei informiert zu haben, platzte Freytag der Kragen: "Eine solche Verlogenheit habe ich in meiner politischen Laufbahn noch nicht erlebt."

Denn er habe schon vor dem Treffen der Anteilseigner am Mittwochvormittag allen Fraktionen angekündigt, dass er sie kurz vor der Bürgerschaftssitzung mündlich unterrichten werde. Zu dem Gespräch um 14.45 Uhr im Rathaus kamen dann auch Vertreter von CDU, GAL und Linkspartei - nur nicht der SPD. Doch genau die beschwerte sich später, der Finanzsenator würde die Opposition nicht informieren.

"Wir haben zuletzt beim Thema HSH Nordbank unsere Erfahrungen mit Finanzsenator Freytag gemacht. Unser Vertrauen in diesen Mann ist dahin", begründete SPD-Fraktionschef Michael Neumann die Abwesenheit bei dem Termin. "Nur nach einer offiziellen Information des Parlaments ist auch aus haushaltsrechtlicher Sicht eine seriöse Bewertung der Lage möglich."

Das geschieht nun in der kommenden Woche: Dann informiert Freytag in einer Sondersitzung des Haushaltsausschusses offiziell über die Lage bei Hapag-Lloyd.