Wertsteigerung um bis zu 100 Prozent. Doch der Höhenflug der Edelmetalle könnte bald gestoppt sein. Experten raten zur Vorsicht beim Kauf.

Hamburg. Gold taugt in diesen Wochen für viele Schlagzeilen: Automaten, aus denen Passanten im Vorbeigehen einen winzigen Goldbarren kaufen können wie sonst einen Kaffee. Goldaufkäufer, die 30 Euro pro Gramm Feingold für Omas Schmuck bieten. Und 13 US-Bundesstaaten, die Gold wieder zum offiziellen Zahlungsmittel erklären wollen. Das Parlament des Mormonenstaates Utah machte den Anfang.

Die einen sehen sich darin bestätigt, dass es eine gute Entscheidung war, das eigene Depot mit Gold zu bestücken. Für andere sind die Schlagzeilen rund um das Edelmetall nur ein Beleg dafür, dass die Preisentwicklung ihren Höhepunkt bald erreicht haben wird. Immerhin stieg die jährliche Nachfrage der Anleger in den letzten zehn Jahren von rund 350 auf 1300 Tonnen.

"Wir setzen nicht auf Gold, denn der Preis wird zu sehr von Spekulationen bestimmt", sagt Oliver Hansen von der Capitell Vermögens-Management AG in Hamburg. "Da tummeln sich auch viele Hedgefonds, die Gold schnell verkaufen werden, wenn andere Anlagen eine bessere Rendite versprechen." Seit 1980 habe Gold nur eine jährliche Rendite von zwei Prozent gebracht. Aktien hätten da besser abgeschnitten.

Nicht immer läuft es beim Wettbewerb der Anlageformen so günstig für Gold wie in den vergangenen zwölf Monaten (siehe Grafik). Während deutsche Aktien um knapp 14 Prozent zulegten, konnten Sparer mit Gold 22 Prozent verdienen. Mit Silber ließ sich der Einsatz sogar verdoppeln. "Die Preisentwicklung beim Silber ist einer besonderen Situation geschuldet", sagt Ingo Schmidt, Rohstoffexperte der Hamburger Sparkasse. "Gegenüber Gold war Silber lange zurückgeblieben und hat jetzt aufgeholt." Unterstützt wurde der Preisauftrieb von der konjunkturellen Erholung der Weltwirtschaft. "Denn anders als Gold wird Silber zu 50 Prozent in der Industrie verwendet", sagt Schmidt. Außerdem ist der Silbermarkt sehr klein und spekulative Investmentfonds, die Silber horten, treiben den Preis. Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg rechnet deshalb bald mit Korrekturen beim Silberpreis. Für Platin, das in der Autoindustrie benötigt wird, sieht er dagegen eher noch Kurschancen.

Gold und Silber bewegen sich im Gleichklang. "Aber die Korrektur beim Silber kann heftiger ausfallen", sagt Proettel. Beim Gold sieht er dagegen keinen Hype. "Es wird zwar viel über Gold gesprochen aber eine Euphorie wie am Neuen Markt, die wirklich jeden erfasst hat, gibt es nicht. Noch stehen große Adressen auf der Käuferseite." So haben allein Notenbanken im vergangenen Jahr 87 Tonnen Gold gekauft. Russland oder China wollen so ihre Dollar-Währungsreserven reduzieren.

Auch viele Anleger fürchten die Entwertung ihres Geldes. Die meisten Vermögensverwalter raten ihren Kunden unverändert zu einer Goldanlage. "Das Edelmetall hat nichts an seiner Bedeutung verloren, denn die Staatsschuldenkrise in den USA und Europa ist noch nicht bewältigt", sagt Heiko Löschen von der Hamburger Vermögensverwaltung Packenius, Mademann & Partner. Wie bei jeder Anlage sollte aber nicht alles auf eine Karte gesetzt werden. "Wir raten zu einem Anteil von zehn Prozent, aber auch zu Fremdwährungen wie der norwegischen Krone oder dem kanadischen Dollar", sagt Löschen.

Für Anleger ist es inzwischen auch einfach, in Gold zu investieren, ohne eine Münze oder einen Barren in die Hand zu nehmen. Die Banken haben Fonds aufgelegt, die direkt in das Edelmetall investieren. Manche bieten dem Kunden auch den Anspruch auf physische Auslieferung des Goldes. Allerdings ist das mit zusätzlichen Kosten verbunden und für kleine Mengen auch nicht möglich. Zertifikate bilden dagegen nur den Preis des Edelmetalls ab und werden bei einer Pleite der Bank wertlos.

Die Alternative ist der direkte Erwerb bei Banken, Sparkassen und Edelmetallhändlern. Während für Silbermünzen sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig werden, ist Gold mehrwertsteuerfrei. Allerdings gibt es eine Spanne zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis. Für eine Münze (31,1 Gramm reines Gold) wie Krügerrand oder Philharmoniker liegt sie bei der Haspa bei rund sechs Prozent.