Berlin. Der Gründer der Drogeriekette Müller steht heute in Ulm vor Gericht. Er wird von seinen drei Kindern verklagt – wegen des Erbes.

Vor der Zivilkammer des Landgerichts Ulm wird am Montag ein spektakulärer Fall verhandelt: Es geht um einen Erbstreit in der Familie des Drogerie-Unternehmers Erwin Müller. Drei Adoptivkinder von Müller fordern ihren Pflichtteil des Erbes und klagen deswegen gegen den 91-Jährigen und seine Frau Anita. Nach Angaben des Gerichts geht es um einen Vertrag, in dem die drei als Erwachsene adoptierten Kinder auf ihren Pflichtteil verzichtet haben.

„Wir greifen den Pflichtteilverzichtsvertrag an, weil wir ihn für sittenwidrig und formnichtig halten“, erklärte Maximilian Ott, Anwalt der Adoptierten. Die drei Kläger wollten sich nicht zu dem Fall äußern. Der Anwalt Anton Steiner vertritt das Ehepaar Müller in dem Fall. Er erklärte auf Anfrage, dass laufende Verfahren grundsätzlich nicht kommentiert würden. Nach Informationen von „Bild“ soll es sich bei dem Streitwert um eine Summe von 500 Millionen Euro handeln.

Drogerie-Kette Müller hat mehr als 900 Filialen in Europa

Die drei Adoptivkinder sollen dem Bericht zufolge drei erwachsene Jagdfreunde – ein Ehepaar und der Bruder des Mannes – sein. Sie klagen gegen einen Vertrag, in dem sie bei der Adoption auf einen Pflichtanteil des Erbens verzichtet hatten. Stattdessen sollen sie andere Versprechungen von Müller bekommen haben. Nachdem es zum Bruch mit Müller gekommen war, fochten die drei den damals geschlossenen Vertrag nun aufgrund angeblicher Formfehler an.

Der gelernte Friseur Erwin Müller richtete 1953 nach Firmenangaben in der elterlichen Wohnung im bayerischen Unterfahlheim seinen ersten Salon ein, den er später nach Neu-Ulm verlegte. 1966 kam er demnach auf die Idee, im Salon auch Kosmetik und Drogerieartikel anzubieten. 1969 brachte Müller den Angaben zufolge von einer Rundreise durch Kanada und die USA die Idee von Drugstores mit Waren des täglichen Bedarfs und von großen SB-Warenhäusern mit. 1973 eröffnete er demnach in Ulm schließlich seinen ersten reinen Drogeriemarkt.

Heute hat die Drogeriekette eigenen Angaben zufolge rund 35.000 Mitarbeitende und mehr als 900 Filialen in Europa.