Berlin. Zig Unternehmen suchen händeringend Beschäftigte. Trotzdem werden Hauptschulabsolventen in Stellenanzeigen nur selten angesprochen.

Trotz des Fachkräftemangels haben es Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss auf dem Arbeitsmarkt weiterhin schwer. Das geht aus dem diesjährigen Ausbildungsreports der Job-Plattform Indeed hervor. In nicht einmal jeder vierten Stellenanzeige für Auszubildende werden Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit einem Hauptschulabschluss überhaupt erwähnt, heißt es in der Untersuchung.

Immerhin: Engpassberufe würden sich mehr für niedrigere Bildungsniveaus öffnen. Bäckereien würden sich demnach in jeder zweiten untersuchten Stellenanzeige bereits an Schulabgänger mit Hauptschulabschluss richten, bei Gerüstbauern seien es sogar fast drei Viertel. Auch als Verkäufer, Maschinenführer und Betonbauer hätten Hauptschulabsolventen gute Chancen.

Realschulabsolventen seien demnach etwa als Verwaltungsfachangestellte gefragt, aber auch im technischen Produktdesign oder in der Systemgastronomie. „Ein Hauptschulabschluss allein sollte kein Ausschlusskriterium sein, insbesondere in Zeiten des akuten Azubi- und Fachkräftemangels“, sagte Ökonomin und Studienleiterin Annina Hering.

Fachkräftemangel: Arbeitnehmer mit Hauptschulabschluss profitieren bislang kaum.
Fachkräftemangel: Arbeitnehmer mit Hauptschulabschluss profitieren bislang kaum. © dpa | Oliver Berg

Fachkräftemangel: DGB dringt auf Ausbildungsgarantie

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die ungleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt. „Viele Unternehmen machen um junge Menschen mit schlechteren Schulleistungen einen Bogen“, sagte Elke Hannack, stellvertretende DGB-Bundesvorsitzende, unserer Redaktion. Inzwischen gebe es mehr als 2,6 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren ohne Berufsabschluss. „Das ist ein bildungspolitischer Skandal“, sagte Hannack. Es zerreiße die Gesellschaft, wenn einerseits Betriebe über den Fachkräftemangel klagen würden und andererseits junge Menschen keinen Ausbildungsplatz fänden. „Die vom Kabinett beschlossene Ausbildungsgarantie muss schnellstens vom Bundestag beschlossen und umgesetzt werden“, forderte Hannack.

Auch interessant: So gehen Deutschlands Nachbarn mit dem Fachkräftemangel um

In einem Gesetzesentwurf hatte die Bundesregierung eine Garantie auf einen Ausbildungsplatz für junge Menschen beschlossen. „Wir können es uns nicht mehr leisten, dass junge Menschen keinen beruflichen Abschluss haben, denn gut ausgebildete Fachkräfte sind unsere Zukunft“, hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gesagt. Auch die Weiterbildung soll mit dem geplanten Gesetz gestärkt werden. (tki)