Berlin. Im Münchner Dieselskandal-Prozess will jetzt auch der prominenteste Angeklagte Rupert Stadler seine Rolle bei dem Abgasbetrug zugeben.

Jahrelang beteuerte der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler, nichts von den manipulierten Diesel-Abgaswerten gewusst zu haben. Doch eine Verständigung mit dem Gericht mit Aussicht auf Bewährung scheint ihn umgestimmt zu haben. Im Rahmen des Betrugsprozesses kündigte sein Verteidiger am Mittwoch vor dem Landgericht München ein Geständnis an.

Bei einem umfassenden Geständnis und einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro hatte die Wirtschaftskammer dem ehemaligen Konzern-Chef die Haftverschonung in Aussicht gestellt. Die Staatsanwaltschaft stimmte dem Vorschlag des Gerichts bereits zu. Damit sei eine Verständigung zustande gekommen, wie der Vorsitzende Richter Stefan Weickert feststellte.

Das Gericht will Stadler wegen Betrugs durch Unterlassen zu einer Freiheitsstrafe zwischen eineinhalb und zwei Jahren verurteilen. Die Bewährungszeit betrage dann drei Jahre, kündigte Weickert an. Die Bewährungsauflage sei an gemeinnützige Einrichtungen zu zahlen. Das Geständnis will Stadler dem Gericht in zwei Wochen vortragen, wie sein Verteidiger sagte. Das Urteil sei nicht vor Pfingsten zu erwarten, sagte Weickert.

Diesel-Skandal: Stadler soll Autos wissentlich weiterverkauft haben

Die Wirtschaftskammer geht davon aus, dass Stadler spätestens seit Juli 2016 von den manipulierten Abgaswerten gewusst habe. Jedoch hatte er den Verkauf der Autos bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen. In dem nunmehr zweieinhalb Jahre andauernden Prozess hatte Stadler immer wieder seine Unschuld beteuert.

Der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure hatten bereits gestanden, dass sie die Ausgestaltung der Motor-Software veranlasst hatten. Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand ein, aber nicht auf der Straße. So wollten sich die Autobauer den aufwendigen nachträglichen Einbau größerer Adblue-Tanks für die Abgasreinigung sparen, nachdem sie sich zuvor verrechnet hatten.

Rupert Stadler war 2007 Chef der Ingolstadter VW-Tochter geworden, als Nachfolger von Martin Winterkorn, der damals an die Konzernspitze wechselte. Ab Juni 2018 saß Stadler wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate lang in Augsburg in Untersuchungshaft, bis zu seinem Rücktritt als Audi-Chef und VW-Vorstandsmitglied. Mit dem Volkswagen-Konzern hatte er bereits einen zivilrechtlichen Vergleich geschlossen und wegen Pflichtverletzung 4,1 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber gezahlt.