Hamburg. Steigende Zinsen für Baufinanzierungen haben Interessenten im ersten Quartal nicht davon abgehalten, Wohnimmobilien zu erwerben. Der Preisanstieg bei den Immobilienpreisen in Hamburg setzte sich fort, nachdem er bereits im vierten Quartal 2021 einen historischen Höchstwert erreicht hatte.
So stiegen die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen im ersten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um jeweils 11,5 Prozent, wie aus den neuesten Regionaldaten des Verbandes der Pfandbriefbanken (vdp) hervorgeht. Anders als die Daten von Immobilienportalen mit ihren Angebotspreisen haben die Zahlen des vdp besonderes Gewicht, denn sie beruhen auf Immobilienverkäufen, die von mehr als 700 Kreditinstituten finanziert werden.
Steigerung Immobilienpreise: Hamburg im Mittelfeld
Im Vergleich der sieben größten Metropolen liegt Hamburg mit den aktuellen Preissteigerungen im Mittelfeld. Am stärksten stiegen die Immobilienpreise in Köln, wo sich Einfamilienhäuser um 16,9 Prozent im Jahresvergleich verteuerten und Eigentumswohnungen um 12,8 Prozent. Stuttgart ist die einzige Metropole, wo der Preisanstieg nicht zweistellig ausfällt. Dort stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um 8,7 Prozent und für Eigentumswohnungen um 9,8 Prozent.
„Die Immobilienpreise dürften weiter steigen, da vor allem das Angebot an Wohnimmobilien weiterhin nicht mit der Nachfrage mithalten kann“, sagt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des vdp. „Die Preisdynamik wird aber aufgrund des erreichten Preis- und Mietniveaus und der steigenden Zinsen abnehmen.“ Seit Jahresbeginn steigen die Zinsen für Baufinanzierungen kontinuierlich pro Woche um zehn bis 15 Basispunkte. Für eine zehnjährige Zinsbindung beträgt der aktuelle Zinssatz 2,70 Prozent (Vorwoche 2,60 Prozent). Wer nur wenig Eigenkapital mitbringt, muss bereits mehr als drei Prozent Zinsen zahlen. Anfang des Jahres lagen die Zinsen noch bei knapp einem Prozent.
Immobilienpreise in Hamburg steigen: Blasengefahr nimmt zu
In Hamburg besteht bereits seit Längerem – als einzige Stadt von den sieben großen Metropolen – eine „sehr hohen Blasengefahr“ bei den Immobilienpreisen, stellt das Beratungsunternehmen Empirica AG in seinem jüngsten Report fest. „Aber es lässt sich nicht voraussagen, wann die Blase platzt“, sagt Reiner Braun, Vorstandsvorsitzender von Empirica. „Wenn nur die Zinsen steigen würden, wäre ein langsamer Rückgang der Immobilienpreise eher zu erwarten.“ Doch viele würden wegen der steigenden Inflation jetzt noch auf den fahrenden Immobilienzug aufspringen.
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Allerdings sieht der Experte jetzt einen weiteren Faktor, der ähnlich wie steigende Zinsen negativ auf die Immobilienpreise drückt: Vor allem in Phasen mit allgemein hohen Preisen „mindern Energiekosten mittelfristig auch die Immobilienwerte“, sagt Braun. Hohe Energiepreise „wirken also in dieselbe Richtung wie steigende Zinsen“.
Empirica ermittelte für das erste Quartal auf der Basis von Angebotspreisen aus Immobilienportalen im Jahresvergleich einen Preisanstieg von 10,5 Prozent für Eigentumswohnungen aus dem Bestand in Hamburg. Pro Quadratmeter Wohnfläche fordern die Verkäufer jetzt im Schnitt 5856 Euro. Die Mieten stiegen vom ersten Quartal 2021 auf das erste Quartal 2022 nur um knapp ein Prozent. Auch dieser Unterschied unterstreicht die Gefahr der Immobilienblase für Hamburg. Einfamilienhäuser verteuerten sich sogar um 14 Prozent.
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