Hamburg. Steigende Mieten, kaum bezahlbare Wohnungen und jetzt noch das: Aktuell lässt sich das für einen Mietvertrag entscheidende Mietkautionskonto bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) nicht mehr abschließen. Die größte deutsche Sparkasse ist Marktführer in Hamburg.
Neumieter werden auf den Mai vertröstet. Die Wohnung bekommt dann wahrscheinlich einer, der früher dem Vermieter eine andere Sicherheit präsentieren kann. „Eine solche Angebotslücke ist bei dem angespannten Wohnungsmarkt nicht verbraucherfreundlich“, sagt Rolf Bosse, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg.
Haspa: Statt Mietkautionskonto neues Produkt ab Mai
Auf Anfrage bestätigte die Haspa die Angebotslücke. „Die Finanz-Informatik, der auch die Haspa angeschlossen ist, bildet unser Mietkautionskonto in seiner bisherigen Form nicht mehr ab. Deshalb bietet es die Haspa seit April 2022 für Neuabschlüsse auch nicht mehr an“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Und: „Viele Geldinstitute bieten Mietkautions-Sparbücher wegen des hohen Aufwands gar nicht mehr an.“
Dagegen soll bei der Haspa voraussichtlich ab Mai ein neues Produkt zur Verfügung stehen, um die Lücke zu schließen, so die Haspa-Sprecherin. Für Mieter gibt es dann das Produkt „Mietkaution – Kündigungsgeld“, das zugunsten des Vermieters verpfändet wird. Kümmert sich, wie es eigentlich sein sollte, der Vermieter um die Verwahrung der Kaution, kann er das Produkt „Mietkaution- Treuhandkonto“ nutzen. Allerdings sind die neuen Produkte deutlich teurer als das bisherige Mietkautionskonto. Die Haspa verlangt künftig eine einmalige Gebühr von 75 Euro pro Konto, statt bisher zehn Euro. Das ist eine Preissteigerung um 650 Prozent. Die Haspa verweist darauf, dass die bisherige Gebühr bei weitem nicht kostendeckend gewesen sei. Das neue Mietkautionskonto wird mit 0,01 Prozent verzinst.
Mieterverein hat Fragen an die Haspa
„Da würde ich doch gerne wissen, mit welcher Rechtfertigung dieser Betrag zustande kommt“, sagt Bosse. Er befürchtet bei solchen hohen Gebühren Streit zwischen Mietern und Vermietern, wer die Gebühr bezahlen muss. Nach Bosses Einschätzung könne ein solcher Streit erst vor Gericht geklärt werden.
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„Eigentlich ist die Kaution Sache des Vermieters. Ihm werden maximal drei Kaltmieten überwiesen und er muss das Geld getrennt von seinem Vermögen verwahren“, sagt Bosse. Aber die Macht des Vermieters sei in vielen Fällen einfach stärker, so dass die Anlage der Kaution auch dem Mieter aufgebürdet werden könne. Bei der Haspa ist das klar geregelt: Derjenige, der das Konto abschließt, trägt die Gebühr.
Haspa: Tipp für Kunden
Für eilige Fälle verweist die Haspa auf eine Mietkautionsbürgschaft, die über einen Versicherungsmakler abgeschlossen wird. Solche Bürgschaften haben jedoch ihren Preis. Je nach Anbieter liegen die jährlichen Kosten für eine Kautionssumme von 3000 Euro zwischen 120 und 155 Euro. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude hat sich bereits von Mietkautionskonten verabschiedet und bietet nur noch Bürgschaften an.
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