Berlin. Eine neue Stadt, neue Teilnehmer, ein neues Konzept – all das soll zeigen, wie zukunftsgewandt die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) ist.
Statt des täglichen Platzkampfes auf deutschen Straßen zwischen SUV, Lastenfahrrad und Fußgänger gibt es in München pure Harmonie: Eine Umweltspur ermöglicht den schnellen Transfer zwischen den Standorten, und wer sich an PS-strotzenden und zugleich futuristisch anmutenden Elektro-Kraftbündeln sattgesehen hat, kann eine Runde per Fahrrad über das Messegelände kurven.
IAA: Das Konzept ist schlüssig
Eine Messe, die den Verkehr ganzheitlich wahrnimmt, ist ein gutes Konzept. Verhärtete Fronten im Straßenverkehr gibt es schon zu viele. Warum also nicht mal die andere Sichtweise kennenlernen?
Ausgerichtet wird die IAA vom Verband der Automobilindustrie (VDA). Deutschlands mächtigster Autolobbyverband sucht jüngst immer wieder den Dialog zu anderen Verkehrsträgern, zeigt sich geläutert nach dem Dieselskandal. Und tatsächlich verfängt der plötzliche Ökoaktionismus.
Proteste laufen ins Leere
Als Aktivisten 2019 die IAA lahmlegten, entbrannte eine Debatte über die Rolle der Autoindustrie beim Klimaschutz. Heute entfachen die aktuellen Proteste bestenfalls nur noch ein müdes Schulterzucken, verstärkt aber Kritik und Unverständnis.
Autobahnen werden lahmgelegt, während parallel alternative Antriebe stark nachgefragt werden und Fahrräder und der öffentliche Nahverkehr auf der Messe ihren Platz bekommen. So läuft der Protest ins Leere.
Steuerzahler finanziert die Aufholjagd mit
Nicht vergessen werden sollte dabei allerdings, dass der deutsche Steuerzahler die Aufholjagd der Autobauer quersubventioniert. Milliarden fließen in die Elektroprämie – inklusive der Förderung der unter Umweltgesichtspunkten umstrittenen Hybridautos.
Die Förderung gibt es, obwohl bei den Autobauern Gewinne sprudeln. Tesla, aber auch viele Emporkömmlinge aus China, haben die Automobilbranche aufgemischt. Die deutschen Autobauer belächelten sie lange, nahmen sie nicht ernst.
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Eine grüne Fassade mit Kalkül
Die Aufholjagd war für die wichtige deutsche Industrie dringend notwendig. Dass der Staat eine schnell bessere Ladesäuleninfrastruktur schaffen muss, steht dabei außer Frage. Die staatlich geförderte Kaufprämie aber steht auf einem anderen Blatt. Sie wird wohl nicht die letzte Förderung bleiben.
Die Branche setzt auch über die Bundestagswahl hinaus auf üppige Fördergelder. Sich einen grünen Anstrich zu verpassen dürfte mit der Aussicht auf Milliarden nicht sonderlich schwergefallen sein.
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