Pandemie

Corona-Warn-App, Luca, Impfzertifikat: Was man wissen muss

| Lesedauer: 5 Minuten
Christian Kerl, Beate Kranz und Theresa Martus
Kritik an Luca-App: Chaos Computer Club sieht Schwachstelle

luca-App- Vereinfacht Kontaktverfolgung

Die App Luca wird von Steuermitteln in Höhe von 20 Millionen Euro unterstützt und soll die Cluster-Nachverfolgung mit Hilfe eines QR-Codes vereinfachen. Aber jetzt gibt es Kritik an der Datensicherheit.

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Die Corona-Warn-App soll schon bald eine neue Funktion bekommen. Ist sie besser als die Luca-App? Und wie steht's um den EU-Impfpass?

Berlin/Brüssel. Einkaufen, Restaurantbesuche und Treffen mit Freunden: Wo viele Menschen zusammenkommen, ist es wichtig, Begegnungen nachvollziehen zu können, um notfalls Infektionsketten zu stoppen. Ein zentraler Baustein sollen dabei Apps sein – zum Beispiel die Corona-Warn-App der Bundesregierung, die dafür bald eine neue Funktion bekommen soll.

Man arbeite für die Corona-Warn-App an einer Funktion zur Eventregis­trierung, teilte das Gesundheitsministerium auf Anfrage mit. Diese soll mit sogenannten QR-Codes funktionieren – also grafischen Codes, die per Handykamera eingescannt und erkannt werden. Die Ergänzung soll „zeitnah nach Ostern“ kommen.

Das können die Corona-Warn-App und die „Luca“-App

Die Registrierung per QR-Code erinnert nicht zufällig an die Funktionsweise von „Luca“, einer anderen Anwendung zur Kontaktnachverfolgung, die immer beliebter wird. Nach dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, eine einheitliche digitale Kontaktnachverfolgung zu etablieren, stehe man mit den Machern von „Luca“ in engem Kontakt, so das Bundesgesundheitsministerium.

Es werde daran gearbeitet, dass beide Apps die QR-Codes erkennen, die man bei Veranstaltungen einscannen soll. „Die Systeme ergänzen sich.“ Laut Gesundheitsministerium soll es eine Art Arbeitsteilung geben. Die Corona-Warn-App, die anonym funktioniert, soll vor allem auf privaten Veranstaltungen zum Einsatz kommen. „Luca“ solle helfen, „der Zettelwirtschaft in Restaurants etc. zu begegnen und bei Corona-Fällen schnell das Gesundheitsamt über weitere Kontakte zu informieren“.

Für „Luca“ muss man seine persönlichen Daten offenlegen

Anders als bei der Anwendung der Bundesregierung müssen Nutzer und Nutzerinnen von „Luca“ persönliche Daten in der App angeben, damit die Nachverfolgung funktioniert. „Luca“ generiert dann minütlich einen neuen QR-Code, der beim Betreten zum Beispiel eines Restaurants gescannt wird. Sollte sich später herausstellen, dass einer der Gäste infiziert war, werden alle, die zu diesem Zeitpunkt im Restaurant waren, benachrichtigt.

Anders als bei der App der Bundesregierung können in diesem Fall laut Selbstbeschreibung der App dann auch die Gesundheitsämter auf die Daten der betroffenen Nutzer zugreifen. Auf die „Luca“-App setzen immer mehr Bundesländer. Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Baden-Württemberg und Niedersachsen nutzen sie bereits. Andere Länder verhandeln ebenfalls über ihren Einsatz.

Einzelhandel erhofft sich neue Spielräume in Corona-Krise

Der Einzelhandel verspricht sich von den Anwendungen mehr Spielräume und begrüßt die Weiterentwicklung der Corona-App der Regierung entschieden. „Es ist gut, wenn jetzt endlich über Lösungen nachgedacht wird, die die Holzhammermethode eines Lockdowns mit Geschäftsschließungen unnötig machen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, unserer Redaktion.

Dabei sei es höchste Zeit, auch noch mehr auf die Möglichkeiten der digitalen Kontaktnachverfolgung zu setzen. Die „Luca“-App wird vom Einzelhandel in einigen Regionen bereits genutzt. Allerdings sei dies nur dort sinnvoll, wo die lokalen Gesundheitsämter die entsprechenden Lizenzen erworben hätten und die Meldekette damit auch funktioniere, so Genth. „Dort, wo dies der Fall ist, sind zahlreiche Handelsunternehmen bereits dabei.“

Gastronomen und Hoteliers wollen Papier-Anmeldung auch anbieten

Auch Gastronomen und Hoteliers sehen in den Apps einen wichtigen Baustein des Kontaktmanagements. „Wichtig ist, dass die App einfach zu bedienen ist, die Regeln des Datenschutzes erfüllt und eine hohe Akzeptanz bei den Gästen findet“, meint die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotels- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges.

Sie plädiert jedoch dafür, auch die Papierregistrierung zu ermöglichen. „Während einer Übergangszeit muss aber auch für Betriebe und Gäste die Möglichkeit bestehen, sich per Listeneintrag auf datenschutzkonformen Zetteln registrieren zu lassen.“

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Europa plant gemeinsame Impf- und Testbescheinigung

Für eine Erweiterung des digitalen Corona-Managements will im Sommer auch die EU sorgen. Dann soll die europaweite digitale Impf- und Testbescheinigung kommen. Die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten arbeiten auf Hochtouren an dem „grünen Impfzertifikat“, das unter anderem das Reisen in der Union erleichtern könnte – und offiziell nun doch nicht „Impfpass“ heißen soll. Den Ausweis entwickelt in der EU jedes Land für sich, auf der Basis gemeinsamer europaweiter Standards.

In Deutschland wird es im Prinzip ein Barcode auf dem Smartphone sein. Dafür werden in der Arztpraxis, dem Impfzentrum oder im Krankenhaus Informationen über Zeitpunkt, Impfstoff und Chargennummer gebündelt. Daraus wird ein 2D-Barcode erstellt, den der Nutzer direkt über eine App aufs Smartphone scannen oder als Papierausdruck zum späteren Scannen mitnehmen kann. Dokumentiert würden aber nach den EU-Plänen auch die Ergebnisse negativer Corona-Tests oder eine überstandene Corona-Infektion.

Wer kein Smartphone besitzt oder es verliert, kann immer noch auf den gelben Impfausweis oder auf Papierbescheinigungen zurückgreifen. Als Nachweis auslesen lässt sich der Code über eine Prüf-App – wie zum Beispiel beim Einchecken ins Flugzeug. Über diese Prüf-App sollen nicht nur staatliche Stellen, etwa beim Grenzübertritt, den Nachweis lesen können. Auch private Dienstleister könnten Zugang haben – also etwa Hotels oder Veranstalter.

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