Berlin. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember steigen die Preise bei der Bahn. Verbraucherschützer kritisieren den Schritt scharf.

Die Deutsche Bahn erhöht die Fahrkartenpreise im Fernverkehr. Die Preise steigen zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember um durchschnittlich ein Prozent, wie die Deutsche Bahn am Dienstag mitteilte. Die Preiserhöhung falle damit „moderat“ aus, fügte das Unternehmen hinzu. Super-Sparpreise und Sparpreise bleiben demnach unverändert, ebenso die Preise für die Bahncards 25 und 50.

Fahrkarten zum sogenannten Flexpreis verteuern sich im Schnitt um 1,5 Prozent, für Streckenzeitkarten und die BahnCard 100 liegt der Aufschlag im Durchschnitt bei 1,9 Prozent. Die Bahn erinnerte daran, dass die Preise noch zu Jahresbeginn um zehn Prozent gesunken waren. Grund war eine Mehrwertsteuersenkung für Fernverkehrstickets. Wer bis einschließlich 12. Dezember seine Reise bucht, fährt nach Unternehmensangaben noch zu den alten Preisen.

Preiserhöhung bei der Bahn: Kritik von Verbraucherschützern

Der Konzern betonte, er erhöhe gleichzeitig auch sein Angebot und den Komfort in den Zügen: Bis Ende dieses Jahres sollen im Fernverkehr 13.000 zusätzliche Sitzplätze geschaffen werden; bis 2026 investiere die Bahn 8,5 Milliarden Euro in neue und modernisierte ICE und Intercity-Züge. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die angekündigte Preiserhöhung – sie „passt nicht richtig in die Zeit“, sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann der Nachrichtenagentur AFP.

Bahnfahren in Coronazeiten

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    In Zeiten der Corona-Pandemie „gewinnt man die Leute nicht, indem man mehr Geld fordert“. Gleichzeitig äußerte Naumann Verständnis für den von der Corona-Krise stark betroffenen Konzern. „Ich kann verstehen, dass die Bahn mehr Geld braucht.“

    Denn die Corona-Pandemie hat die Deutsche Bahn laut Konzernchef Richard Lutz „in die schlimmste finanzielle Krise seit ihrem Bestehen gestürzt“. Im ersten Halbjahr verbuchte die Bahn 3,7 Milliarden Euro Nettoverlust, der Umsatz ging um knapp zwölf Prozent auf 19,4 Milliarden Euro zurück.

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    Deutsche Bahn weist Vorwurf der Unpünktlichkeit zurück

    Mit scharfen Worten kritisierte auch der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv), Klaus Müller, die Preiserhöhung: „Auf der einen Seite erhält das Unternehmen dieses Jahr eine fünf-Milliarden-Finanzspritze vom Steuerzahler. Auf der anderen Seite werden die Züge immer unpünktlicher, gibt es wenig Kulanz für die Kunden, versagt die Bahn bei der Digitalisierung.“

    Er monierte, dass die Bahn „nun ausgerechnet die treuesten Kunden zur Kasse bittet, indem sie Flexpreise, Streckenkarten und die Bahncard 100 teurer macht“. Die Bahn wies den Vorwurf der Unpünktlichkeit zurück: „Wir hatten im ersten Halbjahr 2020 die beste Pünktlichkeit im Fernverkehr seit 2008“, erklärte das Unternehmen. 83,5 Prozent aller Fernverkehrszüge waren nach Unternehmensangaben von Januar bis Juni pünktlich – auch wegen der geringeren Auslastung während der Corona-Krise. (mbr/dpa/afp)

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