Hamburg. Für Bernd Wrede ist das Rikschafahren wie „Sport, für den man auch noch Geld bekommt“, sagt der 57-Jährige lachend. Aber die Touren, die er mit Besuchern unternimmt, sind noch viel mehr, sie hinterlassen offenbar unvergessliche Erlebnisse bei den Kunden. Ihre Kommentare auf Wredes Internetseite belegen das. „Danke noch einmal für Deine Tour mit uns. Du hast unseren Urlaub gerettet. Mit dem Hamburger ,Schietwetter‘ hatten wir nicht gerechnet“, schreiben Karola und Paul aus Stuttgart. „Aber in der Rikscha bekamen wir davon kaum etwas mit. Hamburg ist wirklich eine Reise wert. Und besonders hat uns gefallen, wie Du Geschichte lebendig werden lässt“.
Wrede ist Lehrer, er hat Deutsch, Geschichte und Philosophie studiert und auf Russisch promoviert. Dass er Rikscha fährt, in anderen Ländern eher ein Job für Leute, die nie eine Schule besucht haben, verdankt er seiner Gattin.
Sportlicher Ausgleich zur Arbeit
„Es war meine Frau, die mich darauf brachte, mir sowohl einen sportlichen Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag zu suchen als auch meine Fremdsprachenkenntnisse dadurch zu verbessern, dass ich Stadtführungen mit der Rikscha anbiete“, sagt Wrede. Er ist einer der Fahrer, die mit zusammen 20 bis 25 Rikschas in Hamburg unterwegs sind, als Anbieter von Stadtrundfahrten, Taxitouren oder als Hochzeitskutscher. Nachdem Wrede seit 2012 Touren in geliehenen Rikschas angeboten hatte, kaufte er sich jetzt selber so ein Fahrzeug. 10.000 Euro investierte er in das Gefährt eines süddeutschen Herstellers. Mit Elektroantrieb für 90 Kilometer Reichweite, sodass seine Muskelkraft beim Treten wie bei einem E-Bike unterstützt wird.
Sie fahren emissionsfrei und leise
Die Anschaffung ist auch eine Investition in die Zukunft. Denn Wrede ist davon überzeugt, dass es große Potenziale gibt für die Gefährte, deren Vorbilder zunächst in Japan dafür genutzt wurden, Europäer zu befördern, weil sie die engen japanischen Sänften nicht benutzen konnten. Schließlich fahren die Mobile emissionsfrei und leise. Sie benötigen wenig Platz und können die Gäste auch an Orte bringen, wo sonst nur Radler fahren dürfen.