„Höhle der Löwen"

Hamburger werden Multi-Millionäre mit Gewürzen

| Lesedauer: 4 Minuten
Hanna-Lotte Mikuteit
Anne und Stefan Lemcke in der Produktionshalle in Sinstorf.

Anne und Stefan Lemcke in der Produktionshalle in Sinstorf.

Foto: Roland Magunia/HA

Das Ehepaar Lemcke hat Anteile seines erfolgreichen Gewürz-Start-ups verkauft. 2016 waren sie bei der „Höhle der Löwen".

Hamburg. Davon, das Geschäft ihres Lebens zu machen, träumen wohl die meisten Teilnehmer der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL). Anne und Stefan Lemcke, Gründer des erfolgreichen Start-ups Ankerkraut, haben genau das geschafft. Bei ihrem Auftritt in der Sendung vor vier Jahren überzeugten sie mit ihrer Gewürzmanufaktur Investor Frank Thelen.

Jetzt hat Ankerkraut das 41 und 43 Jahre alte Ehepaar zu Multimillionären gemacht. Mit dem Verkauf von 19 Prozent ihrer Firmenanteile an die Beteiligungsgesellschaft EMZ erlösten die DHDL-Teilnehmer einen zweistelligen Millionenbetrag. „Wir halten weiterhin die Mehrheit und wollen gemeinsam mit unseren Partnern das Wachstum von Ankerkraut beschleunigen“, bestätigen Anne und Stefan Lemcke den spektakulären Coup auf der Rückreise aus dem Südtirol-Urlaub gegenüber dem Hamburger Abendblatt.

Gründerduo lenkt Geschäfte von Ankerkraut weiterhin

Mehr als ein Jahr haben die Gründer nach einem passenden Investor gesucht. Dahinter stecken sehr persönliche Gründe. „Wir haben durch einen schweren Krankheitsfall im Familienkreis gemerkt, wie endlich das Leben ist“, sagt Anne Lemcke, die Ankerkraut 2013 gemeinsam mit ihrem Mann gegründet hatte. Für sie als Familie sei jetzt wichtig, Geld für die beiden sieben und acht Jahre alten Kinder anzulegen. „Leben ist nicht nur Arbeit.“ Viel ändern soll sich im Alltag der Lemckes, die im niedersächsischen Jesteburg leben, nicht. „Unser Luxus ist, dass wir jetzt nicht mehr arbeiten müssen sondern wollen“, sagt Stefan Lemcke. „Und das macht viel Spaß.“

Als Geschäftsführer leitet das Gründerduo auch weiterhin die Geschäfte von Ankerkraut – stützt sich dabei aber auf eine veränderte Gesellschafterstruktur. Die Lemckes halten jetzt 51 Prozent der Anteile. Im Zuge des Einstiegs von Neu-Investor EMZ, der jetzt 20 Prozent an dem Gewürzhersteller hält, haben die beiden bisherigen Minderheitsgesellschafter, Thelens Investmentfonds Freigeist und Knälmann Ventures, ebenfalls Teile ihrer Beteiligungen verkauft – bleiben aber an Bord. Mit jeweils fünf Prozent sind zudem Ankerkraut-Finanzchef Alexander Schwoch und Marketingleiter Timo Haas eingestiegen.

Ankerkraut: Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich

In den vergangenen Jahren haben die Lemckes das Geschäft mit den Gewürzen kräftig aufgemischt. Angefangen hatte Ankerkraut als reiner Onlineshop. Inzwischen umfasst das Sortiment aus Gewürzen, Tees und Fertiggerichten mehr als 300 Artikel. Demnächst kommen die ersten drei Bio-Saucen auf den Markt. 120 Beschäftigte arbeiten an den vier Unternehmensstandorten. Produziert wird in Hamburg-Sinstorf. Dort wollen die Lemckes jetzt die Kapazitäten erweitern und eine neue Halle bauen.

Lesen Sie auch:

Mit einem Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich ist Ankerkraut inzwischen längst ein Mittelständler. Tendenz steigend. „Corona ist für uns ein Wachstumstreiber“, sagt Stefan Lemcke. Bundesweit stehen die Produkte in den Regalen von etwa 5000 Supermärkten. Die Fan-Gemeinde ist groß, auch weil das Ankerkraut-Team stark in den Sozialen Medien unterwegs ist. 2019 eröffnete der erste Ankerkraut-Gewürzshop. Inzwischen gibt es bundesweit vier Standorte. Im April, direkt nach der Corona-Schließung, war der Hamburger Laden vom Neuen Wall an die Mönckebergstraße gezogen.

Und wie fühlt sich der neue Reichtum nun an? „Genau wie vorher“, sagt Stefan Lemcke. Vielleicht achte er nun im Supermarkt nicht mehr so auf die Preise. Jetzt geht es darum, Anlagemöglichkeiten zu prüfen. Außerdem wollen die Gründer andere Start-ups unterstützen. Luxusanschaffungen wie ein Boot oder neues Haus seien nicht geplant. „Wir haben ja ein Haus. Das können wir jetzt abbezahlen“, sagt Anne Lemcke.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wirtschaft