Hamburg

Kunden verabschieden sich von ihrer Hausbank

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Steffen Preißler
Legte die neue Studie vor: Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing.

Legte die neue Studie vor: Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing.

Foto: Investors Marketing

Wenn es um Baufinanzierung oder Altersvorsorge geht, suchen schon mehr als 50 Prozent bei alternativen Anbietern.

Hamburg.  Für die traditionellen Hausbanken wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken wird es immer schwieriger, ihre Kunden an sich zu binden. Schon heute gilt die Hausbank für weniger als 50 Prozent der Finanzentscheider in den Privathaushalten als erste Wahl bei der Baufinanzierung, Wertpapier- oder Altersvorsorgeprodukten. Das geht aus einer neuen Privatbankenstudie des Beratungsunternehmens Investors Marketing hervor. Das Unternehmen erhebt seit mittlerweile zehn Jahren regelmäßig das bankbezogene Kundenverhalten in Deutschland.

Gleichzeitig steigt die Akzeptanz von Internetanbietern. Bereits ein Drittel der Kunden kann sich vorstellen, in Zukunft ein Girokonto bei dem Zahlungsdienstleister PayPal zu eröffnen, heißt es. Das ist allerdings im Moment noch gar nicht möglich. Damit rangiert der US-Anbieter deutlich vor Amazon, Google und Apple, die mit ihren Zahlungsdienstleistungen ebenfalls die traditionellen Banken bedrängen.

Paypal, das mit dem Girokonto des Nutzers verknüpft ist, wird vor allem für das Bezahlen von Onlinebestellungen genutzt. Das deutsche Pendant Paydirekt führt lediglich ein Schattendasein. „Digitalisierung und neue Wettbewerber haben die Bankenwelt grundlegend verändert“, sagt Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing.

2025 wird ein Drittel der Beratungen über mediale und digitale Kanäle erfolgen

Konkurrierende Angebote werden auch angesichts der Preispolitik der Hausbanken an Bedeutung gewinnen. Die Studie bestätigt, dass Gebühren für Bankdienstleistungen bis zum Jahr 2025 um 30 Prozent erhöht werden können. Bereits 2019 hatten nach einer Auswertung des Verbraucherportals Biallo insgesamt 400 Banken und Sparkassen die Preise für das Girokonto angehoben.

Aber nur 19 Prozent der Kunden sind bei Bankdienstleistungen tatsächlich so preissensibel, dass sie die Entscheidung ausschließlich vom Preis abhängig machen. Der Anteil kostenloser Girokonten wird sich nach der Studie in den nächsten Jahren weiter verringern. Aktuell liegt er noch bei 18 Prozent und wird bis 2025 auf zwölf Prozent fallen.

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„Banken und Sparkassen müssen neue Kunden über andere Wege als die Filiale gewinnen“, sagt Mihm. „2025 wird ein Drittel der Beratungen über mediale und digitale Kanäle erfolgen.“ 45 Prozent der Kunden sagen heute, dass sie bei der Suche nach einem neuem Finanzprodukt zuerst online danach suchen, statt ihre Hausbank zu fragen. Bei Produkten für die Altersvorsorge favorisieren nur 31 Prozent noch ihre Hausbank, bei einer Baufinanzierung sind es immerhin noch 46 Prozent.

Das Problem für die Banken ist, dass sie ihre Filialen zum großen Teil erhalten und gleichzeitig digitale Angebote ausbauen müssen, wie das unter anderem auch die Hamburger Sparkasse mit ihren insgesamt rund 100 modernisierten Nachbarschaftsfilialen praktiziert, die nach Ende der Umbauphase übrig bleiben werden.

Auch die Sparda Bank Hamburg arbeitet an der Digitalisierung ihrer Bankprodukte. Der Anteil der reinen Filialkunden hat sich nach der Studie von 26 Prozent (2010) auf aktuell 19 Prozent verringert. Rund die Hälfte der Kunden sind Multikanal-Kunden, wollen ihre Bankgeschäfte also in der Filiale und online abwickeln.

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