Klimaschutz

Hamburger Start-up misst mit Microsoft-Hilfe Luftqualität

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Robert Heinecke ist Mitgründer von Breeze  Technologies.

Robert Heinecke ist Mitgründer von Breeze Technologies.

Foto: Roland Magunia

35 Sensorstationen der Firma Breeze erfassen in Ottensen und Altona den Anteil von Stickoxiden und Feinstaub.

Hamburg.  Der Anspruch ist hoch. „Wir starten das wahrscheinlich dichteste Luftmessnetz der Welt“, sagt Robert Heinecke, Mitgründer des Start-ups Breeze Technologies. 35 von dem Unternehmen hergestellte Sensoren erfassen nun in einem 14,1 Quadratkilometer großen Gebiet in Hamburgs Westen kontinuierlich die Luftqualität. Die Daten wie Stickoxide, Ozon, Feinstaub und Kohlenmonoxid werden in Echtzeit an eine Cloud gesendet – und dabei hilft ein Weltmarktführer. Das Jungunternehmen mit Sitz in Harburg arbeitet mit dem Softwarekonzern Microsoft zusammen, der die Partnerschaft bestätigte.

Bisher bezahlte Breeze für die Nutzung der Cloud-Kapazitäten. Nun stelle die US-Firma ihre Plattform Azure den Hamburgern kostenlos zur Verfügung, sagt Heinecke. Zudem habe Microsoft das Aufstellen der 35 Messstationen in den Stadtteilen Ottensen, Sternschanze, Altona-Nord und Altona-Altstadt bezahlt. Dort stehen die Sensoren auf Balkonen und Terrassen von Bürgern oder an Fassaden von Geschäften. Jeder Interessierte kann sich auf der Internetseite https://map.breeze-technologies.de/ die aktuellen Werte anschauen.

Daten können in die Stadtplanung einfließen

Mit dem Projekt sollen die Einflüsse von Verkehrsströmen und Staus auf die städtische Luftqualität analysiert und besser verstanden werden. Die Unterschiede in der Luftgüte können so für einzelne Straßen oder Straßenabschnitte erfasst werden. Zum Vergleich: Das offizielle Luftmessnetz der Stadt Hamburg umfasst 15 Messstationen – mit zumeist wenigen Parametern – für mehr als 750 Quadratkilometer.

Die Sensoren von Breeze sind wesentlich kleiner als die Messcontainer und kosten deutlich weniger. Pro Jahr fallen etwa 1000 Euro für den Kauf und den Betrieb des Sensors an, sagt Hei­necke: „Wir wollen auch kleinere Städte mit begrenztem Budget und Personal in die Lage versetzen, eigene Luftdaten zu erfassen.“ In größeren Städten könnten engmaschigere Luftmessnetze aufgebaut werden. Die gewonnenen Daten können in die Stadtplanung einfließen, die Verkehrsführung beeinflussen und in Echtzeit Luftreinhaltemaßnahmen auslösen.

Breeze setzt auch auf künstliche Intelligenz

Dabei setzt Breeze auch auf künstliche Intelligenz (AI). Grundsätzlich seien Sensoren anfällig bei Wärme und Luftfeuchtigkeit. Durch künstliche Intelligenz sollen solche Verzerrungen herausgerechnet werden. Das Harburger Start-up, das 2017 den Hamburger Gründerpreis erhielt und sich vor allem auf Luftmessgeräte für Firmenbüros und Werkhallen konzentriert, ist eines von wenigen Unternehmen weltweit, das seit vergangenem Jahr durch die Microsoft Initiative AI for Earth unterstützt wird.

Breeze ist in diesem Geschäftsfeld nicht allein. Der Bosch-Konzern bietet einen Rauchwarnmelder an, der zugleich flüchtige organische Verbindungen in der Raumluft misst, das Hamburger Start-up iDevices ist mit einem Luftgütemesser für private Haushalte am Markt. Das Volksdorfer Unternehmen Airy GreenTech hingegen offeriert Blumentöpfe, die „Schadstoffe aus der Raumluft filtern“ und auf Erkenntnissen der Nasa basieren sollen.

( woh/HA )

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