Hamburg

Commercial Bank verfünffacht die Summe der Vorstandsgehälter

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Volker Mester
Stefan Ermisch, der Vorstandsvorsitzende der Hamburg Commercial Bank (HCOB), in der Zentrale der früheren HSH Nordbank am Gerhart-Hauptmann-Platz.

Stefan Ermisch, der Vorstandsvorsitzende der Hamburg Commercial Bank (HCOB), in der Zentrale der früheren HSH Nordbank am Gerhart-Hauptmann-Platz.

Foto: Roland Magunia

Vergütung der Chefetage bei der Hamburger Bank stieg 2019 auf zusammen 18,9 Millionen Euro. 2018 waren es 3,5 Millionen Euro.

Hamburg.  In der Online-Pressekonferenz zum Jahresergebnis 2019 der Hamburg Commercial Bank (HCOB) hat Vorstandschef Stefan Ermisch über viele Zahlen gesprochen, über eine aber nicht: Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht, hat sich die gesamte Vorstandsvergütung gegenüber 2018 von 3,5 Millionen auf 18,9 Millionen Euro mehr als verfünffacht. Zwar ist der Vorstand im Laufe des vorigen Jahres von vier auf sechs Personen vergrößert worden, hauptsächlich dürfte der kräftige Anstieg der Vergütung aber mit der Privatisierung der früheren HSH Nordbank zusammenhängen – die neuen Eigentümer, Finanzinvestoren aus den USA, haben andere Vorstellungen von angemessenen Manager­gehältern als deutsche Politiker.

Bereits Ende November hatte das Magazin „Spiegel“ berichtet, die beiden neu hinzugekommenen Vorstandsmitglieder, die Amerikaner Christopher Brody (Investment-Chef) und Ian Banwell (Chief Operating Officer) verdienten je nach Höhe der Boni jeweils zwischen vier Millionen und fünf Millionen Euro im Jahr – und damit mehr als Vorstandschef Ermisch, hieß es. Die HCOB äußerte sich dazu nicht.

Teilweiser Gehaltsverzicht

Angesichts der aktuellen Umstände hat sich der Vorstand der Bank allerdings für einen teilweisen Gehaltsverzicht entschieden. „In diesen schweren Zeiten wird es im Zusammenhang mit der Coronakrise zu steigender Arbeitslosigkeit und noch andauernden Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland kommen“, sagte Ermisch. Die HCOB unterstütze mehrere soziale Hilfsprojekte im Kampf gegen die Folgen der Pandemie. „Auch vor diesem Hintergrund hat der Vorstand auf eigene Initiative auf 30 Prozent seiner variablen Vergütung für das Jahr 2019 verzichtet“, so Ermisch. Dem Vernehmen nach macht dies insgesamt deutlich mehr als eine Million Euro aus.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe man die „Ziele voll erfüllt“, sagte der Vorstandschef. Zwar ging der Gewinn vor Steuern von 97 Millionen auf 77 Millionen Euro zurück, beide Zahlen waren aber noch von Sondereffekten im Zusammenhang mit der im November 2018 erfolgten Privatisierung der Bank, die zuvor Hamburg und Schleswig-Holstein gehörte, beeinflusst. Das Neugeschäft sank zwar um 14 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Dies sei aber so geplant gewesen, sagte Ermisch. In einem mit Bankdienstleistungen überbesetzten Markt habe man sich „frühzeitig von Utopien des Wachstums verabschiedet“.

Drastische Schrumpfkur

Tatsächlich hätten sich bei dem geringeren Volumen die Nettomargen des Geschäfts verbessert. Vor allem in der klassischen Mittelstandsfinanzierung, aber auch in den gewerblichen Immobilienkrediten sank das Volumen der Neuabschlüsse, während es im Bereich der erneuerbaren Energien weitgehend stabil blieb und in der Schiffsfinanzierung sogar zulegte. Im Jahr 2020 werde die HCOB wegen der Coronavirus-Krise wohl eher weniger Neugeschäfte machen als die zunächst geplanten rund fünf Milliarden Euro.

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Schon vor der Privatisierung hatte die Bank mit einer drastischen Schrumpfkur begonnen und diese kurz vor Jahresende 2019 noch einmal verschärft, weil man eine Abschwächung der deutschen Konjunktur erwartete. Die Bilanzsumme, die bereits 2019 um knapp 13 Prozent auf 48 Milliarden Euro abnahm, soll in den nächsten Jahren weiter auf nur noch 30 Milliarden bis 35 Milliarden Euro sinken. Zum Vergleich: Die Haspa kommt auf 46,6 Milliarden Euro. Parallel zur Verringerung des Geschäftsumfangs schrumpft auch die Mitarbeiterzahl deutlich. Bis zum Jahr 2022 soll sie, wie im Dezember angekündigt, von zuletzt knapp 1500 auf rund 700 Vollzeitkräfte zurückgehen.

Ermisch rechnet auch für 2020 weiter mit einem Gewinn

Unter der Voraussetzung, dass es nicht zu einer „signifikanten Ausweitung der wirtschaftlichen Belastungen infolge des Coronavirus“ gegenüber der aktuellen Planung kommt, rechnet Ermisch auch für 2020 weiter mit einem Gewinn. „Noch sieht bei uns alles sehr ruhig aus“, sagte er. Rund 50 Mitarbeiter seien mit der Bearbeitung von KfW-Hilfskrediten für Firmenkunden beschäftigt. Gravierende Ausfälle eigener Darlehen gebe es aber bis heute nicht: „Wir sehen noch keine roten Lampen.“

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Zum Bereich der Schiffsfinanzierung sagte Ermisch, die Frachtraten seien trotz der Coronakrise „sehr stabil“, weil in den zurückliegenden Jahren sehr viel weniger neue Containerfrachter auf den Markt gekommen seien. Zwar werde die Kreuzfahrtbranche wohl „noch über Jahre hinaus Schwierigkeiten haben“, in diesem Geschäft sei die HCOB aber nicht aktiv.

Für den im nächsten Jahr angestrebten Wechsel in das Haftungssystem der privaten Banken sieht Ermisch die einstige Landesbank „voll auf Kurs“. Voraussetzung für die Aufnahme ist die Erreichung bestimmter Rendite- und Kapitalquoten. Mit der „sehr komfortablen“ Kernkapitalquote von 18,5 Prozent könne die HCOB bei der erwarteten Konsolidierung der Bankenbranche „aktiv wie passiv eine Rolle spielen“, so Ermisch.

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