Berlin. Das Leben wird in Deutschland seit Jahren immer teurer. Die Preise steigen, je nach Konjunktur und Marktlage unterschiedlich stark. Im Januar hatten die Verbraucher Glück. Die Inflationsrate betrug nur 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, von Dezember auf Januar sanken die Verbraucherpreise sogar um 0,8 Prozent.
Dies hat das Statistische Bundesamt berechnet und liefert gleich die Ursachen dazu: Für Nahrungsmittel mussten die Bürger nur 0,8 Prozent mehr bezahlen, für Energie 2,3 Prozent, während die Preise für Telefone um 8,3 Prozent sanken, für Obst um 5,1 Prozent. Pauschalreisen gab es sogar um 1,6 Prozent billiger.
Die Analyse der Statistiker basiert auf einer ständigen Beobachtung der Konsumgewohnheiten. Geprüft wird: Welche Produkte werden am meisten gekauft, welche Dienstleistungen am stärksten genutzt? Entsprechend fallen sie bei der Bewertung des sogenannten Warenkorbs ins Gewicht. Hier gab es zuletzt insbesondere durch den boomenden Onlinehandel deutliche Verschiebungen, berichtet Nadin Sewald, Referentin für Preisstatistik.
Die Bürger geben auch mehr Geld für Restaurantbesuche aus und für neue Produkte wie Musikstreaming oder E-Bikes. Entsprechend wird der Verbraucherpreisindex jetzt aktualisiert. Zur Preisentwicklung, und wie sie erfasst wird, beantwortet unsere Redaktion wichtige Fragen.
Was ist Inflation überhaupt?
Die Preise für Waren und Dienstleistungen können sich in einer Marktwirtschaft jederzeit ändern – einige steigen, andere fallen. Erhöhen sich Preise allgemein, spricht man von Inflation. Das Geld ist dann weniger wert, da Verbraucher sich angesichts höherer Preise für einen Euro weniger kaufen können als zuvor.
Jeden Monat berechnet das Statistische Bundesamt, wie sich Preise in Deutschland im Vergleich zum Monat davor und im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres entwickelt haben.
Wie wird die Inflationsrate berechnet?
Monat für Monat schwärmen Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes aus. Sie notieren bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist der Listenpreis für ein Auto, was kostet eine Pauschalreise, was der Sprit an der Tankstelle?

Mehr als 300.000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Erhoben werden die Preise von rund 650 Güterarten, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung der Teuerung.
Spielt der Onlinehandel eine Rolle?
Die Statistiker haben nicht nur klassische Läden, sondern auch das Internet im Blick. Etwa 10.000 Preise werden monatlich online erhoben. „Ändern Onlinehändler ihre Preise besonders häufig, passen wir unsere Preiserhebung an“, erläutert Thomas Krämer vom Statistischen Bundesamt.
Dazu werden auch automatisierte Preiserhebungen im Internet eingesetzt. So nimmt das Internet als Vertriebsweg im Warenkorb aktuell elf Prozent ein – Tendenz steigend. Der stationäre Handel verliert dagegen in der Gewichtung etwas.
Warum wird der Warenkorb geändert?
Das Statistische Bundesamt überprüft in der Regel alle fünf Jahre die Gewichtung und Zusammensetzung des Warenkorbes. Denn die Einkaufsgewohnheiten der Menschen ändern sich. Veränderungen zeigen sich vor allem auf längere Sicht.
Im ersten Warenkorb der Bundesrepublik von 1950 hatten Nahrungsmittel beispielsweise einen Anteil von mehr als 50 Prozent. Heute sind es nur noch 9,7 Prozent. Die Bürger müssen also deutlich weniger für ihre Ernährung hinblättern. Dafür nehmen Kosten fürs Wohnen – inklusive Miete, Wasser, Strom und Heizung – mit 32,5 Prozent den größten Posten ein, den Verbraucher zu stemmen haben.
Für Verkehr müssen die Bürger 12,9 Prozent ihrer Ausgaben bezahlen, für Gesundheit 4,6 Prozent, für Bekleidung und Schuhe 4,5 Prozent sowie für Alkohol und Tabakwaren 3,8 Prozent.
Warum haben manche das Gefühl, die amtliche Rate stimme nicht?
Die Teuerungsrate ist ein Durchschnittswert, der dem einzelnen Verbraucher und seinem individuellen Einkaufsverhalten nicht unbedingt gerecht wird. Hinzu kommt: „Es gibt Preise, die Menschen besonders stark wahrnehmen. Das sind vor allem Güter, die man regelmäßig kauft und häufig auch bar bezahlt, wie Brot. Hier werden Preisänderungen schnell wahrgenommen. Das gilt auch für Spritpreise“, erläutert Krämer.
Weshalb ist die Beobachtung der Verbraucherpreise wichtig?
Klettern die Preise über längere Zeit stark, können sich die Menschen immer weniger für ihr Geld leisten. Bei hoher Inflation verliert das Geld rasant an Wert, Verbraucher flüchten in Ersatzwährungen.
So waren nach dem Zweiten Weltkrieg Zigaretten eine beliebte Tauschwährung. Aber auch dauerhaft niedrige oder sinkende Preise können gefährlich sein, genannt Deflation. Sie können Firmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben, was die Konjunktur bremsen kann.
Notenbanken beobachten daher genau, wie sich die Inflation entwickelt, und steuern – sofern möglich – durch Zinsänderungen gegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt das Ziel, die Inflationsrate bei rund zwei Prozent zu halten.
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