Elektromobilität

Ford-Deutschland prüft Batteriezellenproduktion

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Anja Stehle
Münchener Start-up will mit Elektro-Auto durchstarten

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In Deutschland sollen bald Batteriezellen für E-Autos produziert werden. Ford-Deutschland geht der Wandel zur E-Mobilität zu schnell.

Berlin.  Die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) diese Woche klang vielversprechend: Schon 2021 soll die Produktion von Batteriezellen in Deutschland anlaufen. Eine Milliarde Euro will er in den Aufbau einer Fabrik stecken, es gebe ein wachsendes Interesse von Firmen. Auch der US-Autobauer Ford wird als Teilnehmer gehandelt.

Bei dem Hersteller jedoch scheint man den Optimismus des Wirtschaftsministers nicht ganz nachvollziehen zu können. Ford-Deutschland-Chef Gunnar Herrmann stellte klar, dass es in der US-Zentrale in Dearborn bislang keinen Strategiewechsel gebe. „Unsere Unternehmensstrategie sieht vor, Batterien extern zuzukaufen“, sagte er unserer Redaktion.

Bislang beziehen alle Autobauer ihre Zellen für die Batterien ihrer E-Autos von asiatischen Herstellern. Volkswagen, Daimler und BMW lehnen es ab, Zellen in Deutschland zu fertigen oder experimentieren noch. Die Produktion ist schlicht zu teuer und lohnt sich nur, wenn Zellen in hoher Stückzahl abgenommen werden. Die Bundesregierung aber fürchtet die Abhängigkeit von den Zulieferern aus Asien.

Erstes reines E-Auto für 2020 geplant

Diese Gefahr sieht man durchaus auch bei Ford. 2020 will der Autobauer das erste reine Elektromodell auf den Markt bringen. „Wenn die CO2-Ziele noch ambitionierter ausfallen, als bisher von uns angenommen, werden wir schon in naher Zukunft viel mehr E-Autos produzieren und verkaufen müssen als bislang gedacht“, sagte Herrmann.

Der höhere Bedarf an Batterien könne durchaus auch zu höheren Preisen und einer angespannten Verteilungssituation führen. Denn was passiert, wenn asiatische Autobauer bei der Belieferung bevorzugt werden?

„Diese Abhängigkeit will und muss man in jedem Fall vermeiden.“ sei durchaus „attraktiv“. Kritisch hingegen sieht der Ford-Deutschlandchef den Zugang zu den für die Zellproduktion wichtigen Rohstoffen wie Kobalt oder Lithium. Aber auch hier hat die Bundesregierung offenbar Hilfen angekündigt: „Altmaier hat zugesichert, dass sich die Bundesregierung dafür einsetzt, den Zugang zu sichern.“

Grenzwerte beschleunigen E-Mobilität

Sorge bereitet Herrmann der Wandel hin zur E-Mobilität, der nach Meinung des Managers durch die auf EU-Ebenen beschlossenen CO2-Grenzwerte beschleunigt wird.

Alle Neuwagen eines Herstellers sollen ab 2021 im Schnitt nur noch 95 Gramm klimaschädliches Kohlendioxid pro gefahrenen Kilometer ausstoßen dürfen. Die EU könnte bald beschließen, dass dieser Wert bis 2030 noch einmal um 35 Prozent gedrückt werden soll.

Wer die E-Mobilität forcieren will, der muss nur die CO2-Karte spielen“, kritisiert Herrmann. Würden die Hersteller bis Ende 2021 nicht die Grenzwerte einhalten, dann bedeute das schnell „Strafzahlungen in Millionenhöhe“.

Flottenbestand genau überprüfen

Herrmann kündigte an, dass man den Flottenbestand überprüfen muss: „Jeder Hersteller wird diesen Weg genau planen müssen und wir werden sehen, dass einige Modelle nicht mehr verkauft werden, weil sie nicht in die CO2-Bilanz passen.“

Mehr E-Autos, weniger Benziner und Dieselwagen – zwangsläufig wird sich das bei den Autobauern auf die Produktion und auch auf die Anzahl der Beschäftigten auswirken. Ford produziert in Deutschland an den Standorten Köln und Saarlouis. Mehr als 24.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Noch sind keine Entscheidungen gefallen, wie sich der Autobauer künftig aufstellen will, aber Herrmann kündigt bereits an: „Ich sehe im Moment dunkle Wolken, wenn es darum geht die Transformation zur Elektromobilität sozialverträglich zu gestalten, weil sie wegen der strengen und ambitionierten CO2-Grenzwerte viel schneller vorankommen muss als bisher angenommen.“

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