Berlin. Eskalation im Streit zwischen Ryanair und Mitarbeitervertretung: Die Billigfluglinie hat nun angekündigt, den Standort Bremen zu schließen, in Weeze soll die Zahl der Flugzeuge halbiert werden. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens hervor.
Darin heißt es, Ryanair habe am Montagmorgen entschieden, die Station in Bremen, an der rund 90 Beschäftigte arbeiten, mit Wirkung zum 5. November 2018 zu schließen. Am Standort Weeze soll die Anzahl der Flugzeuge von fünf auf drei reduziert werden.
Weniger Passagiere, teurerer Treibstoff
Als Gründe nennt Ryanair-Chef Michael O’Leary gesunkene Passagierzahlen und ausbleibende Neubuchungen durch die Streiks bei gleichzeitig steigenden Kosten für Treibstoff. Alle von der Schließung und Flottenreduzierung betroffenen Kunden seien informiert worden und sollen umgebucht oder entschädigt werden.
„Wir werden nun mit unseren Piloten und Flugbegleitern an den betroffenen Standorten sprechen, um Jobverlust zu minimieren“, so O’Leary weiter. Soweit vorhanden, wolle man ihnen freie Stellen an anderen Standorten anbieten. Auch unbezahlter Urlaub sei eine Option.
Beschäftigte hatten sich an Warnstreiks beteiligt
An beiden Standorten hatte sich ein Großteil der Beschäftigten Ende September an Warnstreiks beteiligt. Das Unternehmen begründet die Maßnahmen in dem Schreiben unter anderem mit den Arbeitsniederlegungen der Beschäftigten.
„Wir fordern Ryanair auf, diese Entscheidung sofort zurückzunehmen und nicht die Existenz der Beschäftigten zu bedrohen“, erklärt Christine Behle, Verdi-Bundesvorstandsmitglied. „Die Schließung des Bremer Standorts ist der Versuch eines Vergeltungsschlages als Reaktion auf die Streiks der Beschäftigten, die für ihre berechtigten Forderungen kämpfen. Das Verhalten von Ryanair ist skandalös und unwürdig.“

Gewinnerwartung nach unten korrigiert
Die Nachricht kommt zeitgleich mit einer Korrektur der Gewinnerwartung der irischen Firma. Am Montag kappte die Fluggesellschaft ihre Prognose für das laufende Jahr und sorgte damit für kräftige Kursverluste. Ryanair-Aktien verloren am Vormittag bis zu 12 Prozent an Wert. Auch die Aktien anderer Fluggesellschaften gerieten in den Abwärtssog.
Der Gewinn dürfte im Geschäftsjahr 2018/19 (Ende März) bei 1,10 bis 1,20 Milliarden Euro liegen, teilte Ryanair in Dublin mit. Bislang war der Konzern von 1,25 bis 1,35 Milliarden ausgegangen. Als Grund für die Senkung gab Ryanair die Streiks in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Spanien und Portugal an.
Streiks und Kerosinpreise drücken die Gewinnerwartung
Alleine Ende vergangener Woche waren wegen der Ausstände bei Flugbegleitern und Piloten mindestens 250 Flüge ausgefallen. Das fliegende Personal will höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen nach dem jeweiligen nationalen Recht erreichen.
Dabei sind die Streiks nicht das einzige Problem: Steigende Kerosin-Preise haben schon Konkurrent Easyjet zur Korrektur der Gewinnerwartung genötigt, der drohende harte Ausstieg Großbritanniens aus Europäischen Union verunsichert Firmen und Aktionäre.
Verdi sieht Einschüchterungsversuche und fordert Rücknahme der Ankündigung
Verdi kritisiert derweil, dass Ryanair das „deutsche Recht auf Streik unterminiere.“ Man habe in den vergangenen Wochen massive Einschüchterungsversuche erlebt. Anstatt mit der Existenz von Menschen zu spielen, die ihre Grundrechte wahrnehmen, rufe ich Ryanair dazu auf, die Schließungspläne und die Reduzierung von Flugzeugen unverzüglich zurückzunehmen und mit uns an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, so Verdi-Bundesvorstandmitglied Behle. (dpa/ses/cho)
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