Emissionen

Viele Diesel-Pkw bleiben trotz Software-Update schmutzig

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Wolfgang Mulke
Umweltministerin Schulze: Rechne mit Einigung zu Diesel-Nachrüstungen

Umweltministerin Schulze: Rechne mit Einigung zu Diesel-Nachrüstungen

Kanzlerin Merkel hatte im Juli angekündigt, dass die Regierung bis Ende September Klarheit schaffen wolle, wie bei der Stickstoffminderung von Diesel-Autos verfahren werden soll und ob es zu einer Nachrüstung mit Katalysatoren kommt.

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Einer Studie der Deutschen Umwelthilfe zufolge ändert die Software-Nachrüstung den Schadstoff-Ausstoß kaum.

Berlin.  Die von Volkswagen durchgeführten Software-Updates bei Modellen mit einer manipulierten Abgasanlage bringen nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nicht die versprochene Wirkung. „Bei sommerlichen Temperaturen wurde zwar eine durchschnittliche Verbesserung der Stickoxid-Werte um 30 Prozent erreicht“, sagt Axel Friedrich, Leiter des zum Verein gehörenden Emissions-Kontroll-Instituts (EKI). Doch bei den in Deutschland häufig niedrigeren Temperaturen seien Werte gemessen worden, die sogar bis zu 20 Prozent über den Ausgangsemissionen lagen.

Die DUH hat drei VW-Modelle auf einer rund 32 Kilometer langen Strecke mit unterschiedlichen Straßen getestet. 180 mg Stickoxide (NOx) dürfen Euro-5-Diesel eigentlich nur ausstoßen. Beim VW Golf VI Variant 1.6 TDI ermittelte Friedrich vor dem Update Emissionen von 964 mg, danach bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad waren es noch immer 602 mg. Beim VW Sharan 2.0 TDI gingen die Emissionen nach dem Update bei Temperaturen zwischen zwölf und 19 Grad von über 400 mg auf 186 mg zurück und erreichten damit den gesetzlichen Grenzwert fast.

Weitere Messungen bei kalten ein bis zwei Grad ergaben dann aber einen massiven Anstieg der NOx-Emissionen auf fast 500 mg, also mehr als ohne Update. Man muss jedoch bedenken: „Die mittlere Temperatur in Deutschland liegt unter zehn Grad“, sagt Friedrich. Er hat deshalb den Verdacht, dass Software-Updates die Luftqualität kaum verbessern werden. Sobald der Sommer vorbei ist und es kälter wird, will die DUH weitere Autos auf den Rundkurs schicken.

Bessere Ergebnisse bei nachgerüsteten Euro-5-Diesel

Der Umweltverband hat auch Diesel der Klasse Euro-5 mit einer nachgerüsteten Abgasanlage nachgemessen. Hier sind die Ergebnisse deutlich besser ausgefallen. Bei den Autos wurde ein moderner SCR-Katalysator eingebaut. Die NOx-Emissionen sanken daraufhin bei einem VW Passat 1.6 TDI von 1030 mg auf nur noch 69 mg. Das ist ein besserer Wert, als die aktuelle Norm Euro-6 vorsieht.

Beim Audi A3 Sportback 2.0 TDI maß Friedrich ein Absenken des Schadstoffausstoßes von 410 mg auf 82 mg. Auch beim BMW X3 xDrive20d wirkte die Nachrüstung. Statt vorher 900 mg stieß das Auto nur noch 171 mg Stickoxid aus.

Die Umwelthilfe pocht schon länger auf eine technische Nachrüstung alter Diesel. Technisch ist das möglich, die Kosten sind allerdings hoch: „Die Kosten der Teile liegen bei 600 bis 800 Euro“, sagt Friedrich. Zusammen mit den Einbaukosten gingen die Anbieter der Systeme von 1.500 bis 2.000 Euro pro Fahrzeug aus. Die notwendigen Einzelteile werden von den Herstellern selbst produziert.

Umwelthilfe will weitere Fahrverbote erwirken

DUH-Chef Jürgen Resch kündigt unterdessen weitere Klagen in den Städten an, um Fahrverbote zu erwirken. In der kommenden Woche wird das Verwaltungsgericht Düsseldorf über Fahrverbote entscheiden, Ende des Monats läuft in Stuttgart eine Frist zur Ausdehnung der Fahrverbote auf Fahrzeuge der Euro-5-Norm aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will im September darüber entscheiden, ob Hardware-Nachrüstungen verpflichtend sind.

Rechtlich können die Hersteller nur bei Betrug zu einer Nachrüstung auf ihre Kosten verpflichtet werden. Aber dieser Tatbestand liegt bei der Masse der Dieselautos nicht vor. Merkel sieht Hardware-Nachrüstungen bislang skeptisch. Sie zieht es vor, dass die Autoindustrie Geld in die Entwicklung zukunftsfähiger Antriebe investiert. Dagegen hält die SPD-Umweltministerin Svenja Schulze die Nachrüstungen für unumgänglich, um Fahrverbote zu vermeiden.

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