Berlin. Jetzt ist es offiziell: Spätestens vom 28. Oktober an ist Air Berlin Geschichte, Flüge unter dem Kürzel AB wird es dann nicht mehr geben, weil der insolventen Fluggesellschaft das Geld ausgeht, wie aus einem Brief von Firmenchef Thomas Winkelmann und dem Generalbevollmächtigten Frank Kebekus hervorgeht. Bisher hatte es Air Berlin vermieden, einen konkreten Termin für das Aus zu nennen. Viele der Maschinen werden aber wohl über das Datum hinaus in der Luft bleiben, was mit dem Verkauf weiter Teile des Unternehmens zu tun hat. Wer bei Air Berlin gebucht hat, wird aber wohl wenig davon haben. Und wie es für die Mitarbeiter aussieht, ist auch unklar.
Air Berlin wird derzeit durch einen Kredit der Bundesregierung über 150 Millionen Euro in der Luft gehalten. Das Geld ist spätestens am 28. Oktober aufgebraucht. Weiter fliegen werden dann auf jeden Fall die Air-Berlin-Töchter Niki und LGW, die nicht insolvent sind. Und auch Air-Berlin-Flieger werden weiter unterwegs sein – wenn es dem Management gelingt, Teile des Unternehmens zu verkaufen. Denn dann bedient Air Berlin die Strecken im Auftrag der Käufer, bis die Kartellbehörden dem Geschäft zugestimmt haben.
Easyjet scheint zu Pokern
Bis diesen Donnerstag verhandelt Air Berlin noch exklusiv mit Lufthansa und dem britischen Billigflieger Easyjet. Die deutsche Nummer eins will bis zu 93 der 134 Maschinen im Air-Berlin-Konzern übernehmen, darunter 38, die Lufthansa bereits jetzt samt Besatzung gemietet hat. Easyjet hat Interesse an 27 bis 30. Viel übrig zum Einstellen bleibt da nicht – es sei denn, die Briten steigen noch aus.

Das könne auch eine Verhandlungsdrohung sein, um den Preis zu drücken oder besonders gute Landerechte, sogenannte Slots, etwa in Düsseldorf zu bekommen, sagte ein Beobachter. Einigt sich Air Berlin nicht mit den beiden bevorzugten Bietern, könnte noch einer der anderen Bieter zum Zuge kommen. Experten halten das für unwahrscheinlich – zumal Lufthansa bereits seit Monaten mit Air Berlin verhandelt.
Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht, ist unklar
Unklar ist, wie es mit den gut 8000 Mitarbeitern bei Air Berlin weitergeht. Am einfachsten ist es noch für die 900 Mitarbeiter von Niki und die 400 von LGW – sie werden beim Kauf übernommen. Für die anderen ist das nicht so sicher. Beste Chancen auf einen neuen Job haben Piloten und Kabinenpersonal, weil die Käufer auch jemanden brauchen, der die Flugzeuge fliegt. Lufthansa allerdings will nicht die zum Teil hohen Air-Berlin-Gehälter zahlen.
Die Billigflugtochter Eurowings hat jedenfalls bereits etwa 1000 Stellen ausgeschrieben – zu niedrigeren Konditionen. Das führe zu der bizarren Situation, dass sich die Besatzungen der Air-Berlin-Maschinen, die für Eurowings flögen, im Fall des Verkaufs auf diese Stellen bewerben müssten, heißt es bei der Gewerkschaft Verdi, die für Air Berlin die Tarife ausgehandelt hat.
Jobmessen in der Air-Berlin-Kantine
Diesen Dienstag und Mittwoch jedenfalls bieten in der Kantine von Air Berlin mehrere Unternehmen neue Stellen – der Chemiekonzern BASF, die Deutsche Bahn, der Bahnhersteller Stadler Pankow, Zalando sowie Eurowings. Auch das Land Berlin will Mitarbeiter der Fluggesellschaft einstellen. Am Montag begannen zudem die Sozialplangespräche zwischen Management und Verdi.
Wenig Positives gibt es für Flugpassagiere: Niki-Tickets bleiben gültig. Air-Berlin-Tickets für Flüge nach dem 28. Oktober sind dagegen ungültig. Geld zurück gibt es nur, wenn die Flüge nach dem 15. August, dem Tag der Insolvenz, gebucht oder über einen Reisevermittler gekauft wurden. Im ersten Fall zahlt Air Berlin, die das Geld auf einem Treuhandkonto gesammelt hat, im letzteren die Ausfallversicherung des Vermittlers. Wer vor dem 15. August gebucht hat, muss sich an den Insolvenzverwalter wenden, er ist vor dem Gesetz einer der Gläubiger. Doch ist unwahrscheinlich, dass aus der Insolvenzmasse genug übrig bleibt, um Passagieren Geld für Tickets zurückzuzahlen.
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