Berlin. Restaurants, Cafés und Hotels haben ihren Umsatz im vergangenen Jahr so kräftig gesteigert wie seit 1994 nicht mehr. Das Gastgewerbe nahm insgesamt 4,2 Prozent mehr ein als im Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Garant für das gute Geschäft war allerdings, dass die Branche ihre Preise mit 2,5 Prozent so stark erhöhte wie seit 2007 nicht mehr. Klammert man die Preisveränderungen aus, bleibt nur ein reales Umsatzplus von 1,7 Prozent übrig. Der Branchenverband Dehoga begründet die höheren Preis mit den Folgen des Mindestlohns, der die Betriebe belaste. „Der Mindestlohn hat der Branche höhere Personalkosten, erhebliche bürokratische Mehrbelastungen und damit Ertragseinbußen beschert“, sagte Dehoga-Präsident Ernst Fischer.
Allerdings profitieren Kneipen und Hotels von der Rekordbeschäftigung sowie der steigenden Kaufkraft der Verbraucher durch höhere Löhne und geringe Inflation. Auch der immer beliebter werdende Deutschland-Urlaub lässt die Kassen klingeln: Die Zahl der Übernachtungen in- und ausländischer Gäste erreichte 2015 mit 436,4 Millionen den sechsten Rekord in Folge. „Nie war Deutschland als Reiseland beliebter als heute“, sagte Fischer. Die Kauflaune der Konsumenten verhalf auch dem Einzelhandel zum größten Umsatzplus seit zwei Jahrzehnten.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) bezifferte die Branchenerlöse für 2015 auf gut 76 Milliarden Euro. „Die Zahlen sind erfreulich, doch steigende Umsätze sind noch kein Garant für bessere Betriebsergebnisse“, betonte Verbandschef Fischer und kritisierte in diesem Zusammenhang höhere Belastungen durch den Mindestlohn. Für das laufende Jahr rechnet der Dehoga mit einem nominalen Umsatzplus (vor Abzug der Inflationsrate) von 2,0 bis 2,5 Prozent.
Die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe kletterte im Vorjahr dank der guten Geschäfte um 1,7 Prozent auf knapp zwei Millionen. „Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ab Januar 2015 hat offensichtlich nicht zu einem Abbau von Jobs im Gastgewerbe geführt“, erklärten die Statistiker. Laut Dehoga stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten per November 2015 binnen Jahresfrist um knapp sieben Prozent auf insgesamt rund 983.000.
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