Ulrike Riedel hat es geschafft. Sie ist als Arbeitsdirektorin und Personalvorstand Chefin von 4500 Mitarbeitern der Hamburger Hochbahn AG. Eine Frau, die sich schon als Jugendliche eine Karriere vorstellen konnte, auch wenn es damals dafür noch keinen "festen Plan" gab. Fasziniert hatten sie in ihrer Kindheit Apotheken mit ihren vielen Schubladen und Medikamenten. Gelandet ist sie in der Verkehrsbranche. "Ich habe Möglichkeiten bekommen und sie genutzt", sagt die 38-Jährige nach einem unerwartet festen Händedruck. Klingt einfach.

Ohne Frage war ihre Ausgangssituation vielversprechend. Riedel wuchs in Brüssel auf. Dort arbeitete ihr Vater als EU-Beamter. Schon beim Abitur mit 18 sprach sie neben Deutsch und Französisch auch Englisch und Spanisch. Es folgten zwei Jahre Ausbildung bei der Deutschen Bank, ein BWL-Studium in Hamburg und zwei Jahre bei Jil Sander im Vertrieb für Asien und die USA. Als die Firma verkauft wird, sucht Riedel eine neue Herausforderung und findet 1999 "ihre" Branche.

Sie beginnt als Assistentin der Geschäftsführung beim Hamburger Flughafen. Es folgt der schnelle Aufstieg bis zur Leiterin der Bodenabfertigung, bei der eine Männercrew in harter Arbeit Jets be- und entlädt. Kurz nach der Jahrtausendwende ist sie bundesweit die einzige Frau in einer solchen Position. "Daran gewöhnt man sich schnell", sagt sie. Ihr sei es vor allem gelungen, die Bodendienste - nach dem Konjunktureinbruch infolge der Terroranschläge in den USA - über flexible Arbeitszeiten wettbewerbsfähig zu halten. Und sie hat es sich trotz der Einsparungen mitsamt Stellenabbau auch nicht mit den Betriebsräten verdorben.

Neider und Konkurrenten? "Die gibt es immer, wenn man schnell aufsteigt. Das ist aber bei Männern nicht anders", sagt Riedel. Als einzige Frau unter vielen Männern habe man aber den Vorteil, rasch bei allen bekannt zu sein. Warum aber kommen dann so wenige Frauen bis ganz nach oben? "Familie und Beruf lassen sich in Deutschland immer noch schwer vereinbaren, es fehlt an ganztägiger Betreuung, und wenn es sie gibt, ist sie gesellschaftlich nur wenig akzeptiert", sagt die Managerin, der erste weibliche Vorstand seit der Firmengründung vor 100 Jahren. Ein Aufstieg erfordere aber auch viel Zeit. Und mit Kindern ist die schnelle Karriere kaum zu bewältigen - darüber hinaus müsse frau sich auch mal nach oben kämpfen. "Das aber wollen wohl immer noch viele Frauen nicht."

Bei der zierlichen Managerin, die seit sechs Jahren mit einem IT-Fachmann der Techniker Krankenkasse verheiratet ist, spielte es beim Wechsel zur Hochbahn keine Rolle mehr, dass sie eine Frau ist. Ihre Qualifikation als Geschäftsführerin, beim Verhandeln und beim Umgang mit Menschen hatte sie bewiesen. Sie war die einzige Frau von sechs Kandidaten, die sich beim Hochbahn-Chef Günter Elste vorstellte - und der soll schon nach dem ersten Gespräch von ihr überzeugt gewesen sein.

Seit Anfang März 2009 ist sie nun Arbeitsdirektorin und arbeitet an einer Strategie, die der Hochbahn vor dem Hintergrund der einsetzenden demografischen Probleme künftig genügend Facharbeiter und Ingenieure sichern soll. "Ich schaue dabei auf das Thema Frauen, vor allem auch bei Führungspositionen, und wenn es um Aufstiegschancen geht." Derzeit sind 15 Prozent der Belegschaft Frauen und 25 Prozent der Bereichsleiter gleich unter dem Vorstand. Nicht anders ist es für Riedel. Neben ihr sitzen noch drei Männer im Hochbahn-Vorstand.

Eine Frauenquote in Unternehmen hält Riedel für richtig. "Wir sind auch alle für freie Wahlen, haben uns aber auch bei ihnen nicht darauf verlassen, dass sie von allein stattfinden. Sie wurden gesetzlich geregelt." Zudem gebe es bei Firmen schon immer Umsatz- oder zeitlich fixierte Ziele. Warum also nicht bei der Einstellung von Frauen, zumal gemischte Teams leistungsfähiger seien? Ein Votum für die Quote, auch wenn sie es ohne geschafft hat.