Studie: Gefühlte Inflation sinkt auf minus zwei Prozent

Berlin. In Deutschland fallen die Preise in der Wahrnehmung der Verbraucher fünfmal so stark wie amtlich ermittelt. Die von der Großbank UniCredit berechnete gefühlte Inflation rutschte im Januar auf minus 2,0 Prozent ab, während die offiziellen Daten des Statistischen Bundesamts nur ein Minus von 0,4 Prozent anzeigen. In beiden Fällen ist es der stärkste Rückgang seit dem Krisenjahr 2009, als Deutschland und die Weltwirtschaft in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit schlitterten.

„Grund für die Diskrepanz zwischen gefühlter und offizieller Inflationsrate ist, dass die Preise für Kraftstoffe und auch Nahrungsmittel so kräftig gesunken sind“, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt von UniCredit, Andreas Rees, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Da beides häufig gekauft wird, fallen den Verbrauchern die Preissenkungen auch stärker auf.“

Im Warenkorb von UniCredit haben Benzin und Diesel einen Anteil von zehn Prozent sowie Nahrungsmittel von 27 Prozent – im Warenkorb des Statistikamts sind es hingegen nur rund vier und gut zehn Prozent. Kraftstoffe kosteten zu Jahresbeginn durchschnittlich 15,4 Prozent weniger. Grund dafür ist der Verfall der Ölpreise an den internationalen Märkten. Nahrungsmittel waren durchschnittlich um 1,3 Prozent günstiger zu haben.

Die fallenden Preise stützen die Kaufkraft der Deutschen. „Wir haben derzeit ein magisches Dreieck aus niedriger Inflation, Lohnzuwächsen und steigender Beschäftigung“, sagte Rees. „Das verspricht einen robusten Zuwachs der privaten Konsumausgaben in diesem Jahr.“

Bereits Ende des vergangenen Jahres erwies sich die Kauflaune der Verbraucher als stärkster Motor der deutschen Konjunktur. Dadurch wuchs das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal mit 0,7 Prozent mehr als doppelt so stark wie in der Euro-Zone und von Ökonomen vorhergesagt. Kein anderes großes Industrieland hat ein größeres Plus geschafft.