Berlin. Kauffreudige Verbraucher und stärker investierende Unternehmen machen Deutschland zu Europas Wachstumslokomotive. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte von Oktober bis Dezember um 0,7 Prozent – mehr als doppelt so stark wie in der Euro-Zone. Mit den USA ist Europas führende Volkswirtschaft derzeit das am schnellsten wachsende große Industrieland, so das Statistikamt Eurostat. Rekordbeschäftigung, steigende Löhne und die Entlastung durch fallende Benzin- und Heizkosten dürften auch 2015 den Konsum anschieben, während die Exporteure vom billigeren Euro profitieren. Viele Experten trauen der deutschen Wirtschaft deshalb für 2015 sogar zwei Prozent Wachstum zu. 2014 stieg das BIP mit 1,6 Prozent mehr als erwartet, weil das Statistikamt wegen des überraschend starken Endspurts ihre Schätzung um 0,1 Punkte korrigierte.

„Das ist ein Paukenschlag“, sagte der Deutschland-Chefvolkswirt der Großbank UniCredit, Andreas Rees. Optimistisch stimme vor allem, dass Deutschland aus eigener Kraft wächst und so gegen außenpolitische Risiken abgeschirmt wird. Die Euro-Zone insgesamt wuchs im Schlussquartal um 0,3 Prozent. Frankreich als zweitgrößte Volkswirtschaft schaffte aber lediglich plus 0,1 Prozent, Italien stagnierte. „Die Sorgenkinder drohen den Anschluss zu verlieren“, warnte Commerzbank-Experte Christoph Weil. In beiden Staaten liegt die Arbeitslosigkeit deutlich höher als in Deutschland. Spanien hingegen gelang ein Wachstum von 0,7 Prozent.

Die wacklige Konjunktur in der Euro-Zone – dem wichtigsten Absatzmarkt der deutschen Exporteure – bleibt eines der größten Konjunkturrisiken. Auch die zähen Verhandlungen über neue Hilfen für Griechenland und dessen Verbleib in der Euro-Zone könnte Märkte, Verbraucher und Unternehmen verunsichern. Hinzu kommen geopolitische Risiken wie der noch ungelöste Konflikt in der Ukraine.