Signal Iduna bietet Technik an, die Fahrweise von Versicherten analysiert. Pilotversuch gestartet

Hamburg. Die Versicherer müssen in den nächsten Jahren mit neuen Wettbewerbern aus der „digitalen Welt“ rechnen. Unternehmen wie Google verfügten über immense Bestände an Daten über ihre Nutzer und seien damit in der Lage, ihnen gezielte Angebote auch im Hinblick auf Versicherungsleistungen zu machen, sagte Ulrich Leitermann, Vorstandsvorsitzender des Assekuranzkonzerns Signal Iduna.

Zwar kann man bei der Signal Iduna Verträge über einige simplere Produkte wie Kfz-Versicherungen bereits online abschließen. Für den größten Teil des Geschäfts sei dies aber nicht vorgesehen, hier setze man weiter auf den Außendienst. „Ich bin nicht der Auffassung, dass in dieser Branche der Vertriebskanal Internet der große Renner ist“, so Leitermann.

Dennoch werde man die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, wenn auch nicht in großem Stil für den Verkauf. So gibt es für 100 junge Autofahrer in einem Pilotversuch seit Oktober den so genannten AppDrive-Tarif: Die Fahrweise, also Beschleunigung, Kurvengeschwindigkeit und Bremsverhalten, wird mit Hilfe eines im Auto angebrachten Sensors analysiert. Auf Basis dieser Daten, zu denen man sich eine Auswertung auf dem Smartphone ansehen kann, berechnet AppDrive bei vorsichtigem Fahrstil einen Tarifrabatt. Eine Ortung finde aber nicht statt.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sind die Beitragseinnahmen der Gruppe um 2,2 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro gestiegen. Damit habe sich die Signal Iduna voraussichtlich etwas besser entwickelt als die Branche, sagte Leitermann. Er geht davon aus, dass die Niedrigzinsphase, die die Versicherungswirtschaft stark belastet, mindestens bis zum Jahr 2020 anhält. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat das Unternehmen im Oktober ein Sparprogramm angekündigt. Von 2018 an sollen die Kosten um 140 Millionen Euro niedriger liegen als heute, dazu will man bis zu 1400 der rund 8500 Arbeitsplätze im Innendienst sozialverträglich abbauen. Details dazu könne er noch nicht nennen, sagte Leitermann, weil das Programm derzeit mit den Mitbestimmungsgremien diskutiert werde.

Vorgesehen sei aber, ungefähr 700 Stellen in den Hauptverwaltungsstandorten Dortmund mit etwa 2500 Beschäftigten und Hamburg (3500 Mitarbeiter) zu streichen und ebenso viele in den bisherigen Vertriebsdirektionen in der Fläche. An der Struktur mit den beiden Hauptverwaltungsstandorten soll sich nichts ändern. Ebenfalls bis 2018 will der Konzern 100 Millionen Euro unter anderem in die Digitalisierung und in die Qualifizierung des Personals investieren.

Leitermann forderte die Bundesregierung auf, die private Altersvorsorge, die jetzt unter dem Niedrigzinsniveau leide, stärker zu fördern. Schließlich seien die Regierungen die Hauptprofiteure der niedrigen Zinsen, die den Staatshaushalt um hohe Milliardenbeträge entlasten.