3405 Personen in der Hansestadt zahlungsunfähig. Die meisten Pleiten im Bezirk Mitte. Altersarmut als großes Problem

Hamburg. Krankheit, Scheidung, eine zu geringe Rente oder der Verlust des Arbeitsplatzes - all dies kann dazu führen, dass zuvor gut lebende Verbraucher auf einmal zahlungsunfähig sind. Zwar hat sich in Deutschland die Zahl der Privatinsolvenzen um 5,3 Prozent auf 115.390 Fälle verringert, aber die Zahl ist immer noch hoch.

In Hamburg ist der Trend ebenfalls vom Grundsatz her positiv. Die Zahl der Privatinsolvenzen in der Stadt hat sich um 3,2 Prozent auf 3405 Fälle verringert. Spitzenreiter in Hamburg ist der Bezirk Mitte mit 751 Insolvenzen, gefolgt von Wandsbek mit 624 (siehe Tabelle). Im relativen Vergleich nimmt die Hansestadt mit 195 Insolvenzen je 100.000 Einwohner den zweitschlechtesten Wert nach Bremen ein, so die Wirtschaftsauskunftei Bürgel.

Blickt man auf die aktuellen Zahlen, so müssen auch immer mehr Menschen, die 61 Jahre oder älter sind, zum Insolvenzgericht gehen. Bundesweit sind aktuell 68.392 Männer und 46.877 Frauen pleite. Ihre Rente ist oft nicht hoch genug. Aber auch Niedriglöhne, Krankheiten und damit verbundene Kosten tragen zur Altersarmut bei.

Den bundesweiten Rückgang der Privatinsolvenzen beurteilt Bürgel positiv. „Wir beobachten zum vierten Mal in Folge einen Rückgang bei den Privatinsolvenzen in Deutschland und den niedrigsten Stand seit 2005“, sagt Norbert Sellin. Der Bürgel-Geschäftsführer begründet den positiven Trend mit der starken Konjunktur und der weiterhin niedrigen Erwerbslosenquote. Denn Arbeitslosigkeit gilt als Hauptursache für Privatinsolvenzen. Wenn wie jetzt die Beschäftigtenzahlen steigen, sinkt im Normalfall auch die Quote der Privatinsolvenzen. So bewegte sich im vergangenen Jahr die Beschäftigung auf ein Allzeithoch zu. „Außerdem halfen die steigenden Realeinkommen und die gute Situation hiesiger Verbraucher.“

In Deutschland gibt es beim Blick auf die Privatinsolvenzen weiterhin ein ausgeprägtes Nord-Süd-Gefälle. Positive Spitzenreiter bei den absoluten Zahlen waren wieder einmal Baden-Württemberg und Bayern. Schlusslicht ist Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 28.390 Fällen.

Für das laufende Jahr geht Bürgel von 110.000 bis 115.000 Privatinsolvenzen aus. Allerdings sei noch nicht abzusehen, welche Folgen die Reform des Privatinsolvenzrechts aus dem Juli 2014 haben werde. Privatpersonen können nun schon nach drei Jahren die sogenannte Restschuldbefreiung erlangen. Bisher ist das erst nach sechs Jahren möglich. Allerdings müssen sie dann 35 Prozent ihrer Schulden innerhalb von drei Jahren tilgen. Doch das schaffen nicht alle Schuldner.