Tarifverhandlungen gescheitert. Bahnvorstand: Verhalten der Gewerkschaft unverständlich

Berlin. Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sind überraschend gescheitert. Dies teilten beide Seiten am Mittwochabend in Berlin mit. In dem monatelangen Konflikt drohen nun neue Streiks.

Die GDL habe die Verhandlungen platzen lassen, sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber nach den neunstündigen Gesprächen. Das Verhalten sei vollkommen unverständlich und „nicht rational nachvollziehbar“. Sein Unternehmen habe kurz vorher ein Papier vorgelegt, in dem weitgehend auf die Forderungen der Gewerkschaft eingegangen werde. Die GDL wies die Vorwürfe zurück. Sprecherin Gerda Seibert sagte, die Tarifgremien ihrer Gewerkschaft wollten nun über das weitere Vorgehen und Arbeitsniederlegungen beraten. Es werde aber nicht gleich am Donnerstag zu Streiks kommen.

In dem Papier erfülle die Bahn die zentrale Forderung der GDL, den Flächentarifvertrag für Lokomotivführer auch um Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten zu erweitern, sagte Weber. Das würde der GDL ermöglichen, auch für diese die Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Dies sei bislang der Kern der Auseinandersetzung gewesen. „Wir standen kurz vor dem Durchbruch und einer Einigung über eine Grundstruktur zum Flächentarifvertrag, und die GDL verweigert sich grundlos“, monierte Weber. GDL-Sprecherin Seibert kritisierte dagegen, die Bahn wolle die alte Struktur des Flächentarifvertrags weitgehend behalten und sei nicht bereit, im gebotenen Umfang auf die GDL einzugehen.

Die Tarifgespräche sind schwierig, da die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und die GDL teils für die gleichen Beschäftigtengruppen Abschlüsse erzielen wollen. Die Bahn hatte den Konflikt zuletzt etwas entschärft, indem sie allen Beschäftigen für die Dauer der seit Sommer laufenden Verhandlungen einen Vorschuss mit dem Februargehalt zahlen will. Dieser soll später mit dem Tarifabschluss verrechnet werden.