Discounter und Modekette setzen lieber auf den Ausbau des Filialgeschäfts als auf den Internethandel. Drogerie dm vor Kurswechsel

Düsseldorf. Der Onlinehandel boomt in Deutschland. Fast alle Handelsunternehmen, die Rang und Namen haben, sind längst mit eigenen Internetshops im World Wide Web vertreten. Aber eben nur fast alle. Drei Online-Verweigerer stemmen sich bislang noch gegen den Trend: Bei Aldi, Primark und dm suchen die Kunden vergeblich nach einem „Kaufen“-Button im Netz. Allerdings bröckelt die Ablehnungsfront.

Aldi Süd winkt auf die Frage nach einem eigenen Onlineshop erst einmal ab. Ziel des Discountmarktführers sei es, bestmögliche Qualität zu konstant niedrigen Preisen anzubieten. „Wir sind der Auffassung, dass dieses Ziel mit einem Onlineshop im Moment nicht erfüllbar ist“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Schließlich seien mit dem Aufbau und dem Betrieb einer E-Commerce-Plattform gerade im Lebensmittelgeschäft hohe Kosten und Unsicherheiten verbunden. Doch schließt der Konzern einen Kurswechsel nicht aus, wenn sich die Voraussetzungen verändern sollten. Das Schwesterunternehmen Aldi Nord schweigt zum Thema Onlinepräsenz.

Die irische Modekette Primark hat nach eigenen Angaben ebenfalls derzeit keine Pläne für einen Onlinestore. Ein Sprecher erklärt selbstbewusst, die Geschäfte lägen schließlich gut erreichbar in den Innenstädten und böten dort das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Internet nutzt das Unternehmen lediglich als Werbefläche. So bietet es Primark-Kunden die Möglichkeit, auf der Firmenwebsite Bilder zu posten, auf denen sie sich in ihren Neuerwerbungen präsentieren können.

„Als Hardcore-Discounter sind beide Unternehmen nicht unbedingt prädestiniert für das Onlinegeschäft“, urteilt der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Aldi erobere gerade die Märkte im Ausland – etwa in Großbritannien und den USA: „Die haben gar nicht den Kopf frei, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.“ Aldi könne sich das auch leisten, weil es bei Lebensmitteln wohl noch einige Jahre dauern werde, bis der Onlinehandel Fahrt aufnehme, meint der E-Commerce-Experte.

Und auch für Primark wäre der Einstieg in den Onlinehandel nach Einschätzung von Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, eine hohe Hürde. „Bei Primark wäre der logistische Aufwand viel zu hoch: Die Sendungen zu verpacken, auf den Weg zu bringen und dann noch die Abwicklung der Retouren – das ist bei diesen Preisen nicht rentabel zu machen.“

Doch die Front der Online-Verweigerer bröckelt. Die Drogeriemarktkette dm hat bereits angekündigt, ab dem Frühsommer fast ihr gesamtes Sortiment in einem eigenen Onlineshop im Netz verfügbar zu machen. „Die Nachfrage unserer Kunden wurde immer größer“, begründete dm-Chef Erich Harsch den Kurswechsel.

Bei Aldi und Primark ist das letzte Wort zum Thema Onlinehandel wohl ebenfalls noch nicht gesprochen. Handelsexperte Heinemann ist sicher: „Aldi verfolgt das Thema Onlinehandel sehr genau. Wenn sie glauben, dass der Zeitpunkt reif ist, werden sie klotzen, nicht nur kleckern.“ Und auch die irische Billigmodekette Primark werde ihr derzeitiges Nein vielleicht noch einmal überdenken, sagt Heinemann: „Wenn sie in den Innenstädten alles abgegrast haben, dann springen sie vielleicht auf den Onlinezug auf.“

Für Hudetz ist die Entscheidung letztlich nur eine Frage des richtigen Zeitpunkts: „Starten sie zu früh mit dem Onlinehandel, kostet es eine Menge Geld. Kommen sie zu spät, kostet es Umsatz.“