Berlin. Die Kaufkraft der deutschen Arbeitnehmer ist 2014 wegen der niedrigen Inflation so kräftig gestiegen wie seit Jahren nicht mehr. Die Reallöhne kletterten um 1,6 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. „Dies ist der höchste Anstieg seit Beginn der Statistik im Jahr 2008.“ 2013 hatte es noch einen Rückgang um 0,1 Prozent gegeben.

Betrachtet man allein die von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ausgehandelten Tarifgehälter, zeigt sich für 2014 noch deutlicher ein realer Anstieg von 2,2 Punkten. „Bereits seit 2009 ist es den Gewerkschaften gelungen, Tarifsteigerungen durchzusetzen, die oberhalb der laufenden Preissteigerungsrate lagen“, sagt Reinhard Bispinck vom gewerkschaftlichen WSI-Tarifarchiv. Aus seiner Sicht ist das aber immer noch eine Aufholjagd nach Einbrüchen in den 2000er-Jahren, in denen die deutschen Reallöhne dem europäischen Trend hinterherhinkten.

Auf europäischer Ebene sind höhere Löhne in Deutschland durchaus willkommen, verbessern sich damit doch die Wettbewerbschancen der Konkurrenz in anderen EU-Ländern – sofern dort die Arbeitskosten weniger stark steigen als in der Bundesrepublik.

Der private Konsum war im vergangenen Jahr die größte Stütze für das Wirtschaftswachstum und dürfte auch 2015 für Schwung sorgen. Wegen der niedrigeren Preise für Benzin und Heizöl werden die Deutschen nach Ansicht der GfK-Marktforscher für andere Dinge spürbar mehr Geld ausgeben. Der Privatkonsum dürfte laut GfK um 1,5 Prozent zulegen. Demnach wollen die Deutschen auch in diesem Jahr lieber shoppen als sparen – zumal die Zinsen immer noch sehr niedrig sind. „Jeder merkt ja, dass er mehr in der Tasche hat“, sagte Ökonomin Ulrike Kastens vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Der Konsum wird deutlich zulegen.“

Der starke Anstieg der Reallöhne 2014 geht vor allem auf die niedrige Inflation zurück, weniger auf höhere Verdienste. Die Verbraucherpreise kletterten mit 0,9 Prozent deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre (1,5 Prozent). Hauptgrund dafür war billigere Energie, bedingt durch den Verfall der Ölpreise. Die Löhne legten mit 2,4 Prozent sogar etwas schwächer zu als im Schnitt der Vorjahre, der bei 2,5 Prozent liegt. Die meisten Experten rechnen auch für dieses Jahr mit einer niedrigen Inflation. Gleichzeitig dürften die Löhne erneut schneller steigen als die Preise – auch wegen der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro je Stunde.