Gewerkschaft plant Kundgebung auf Spielbudenplatz mit mehreren Tausend Teilnehmern. Arbeitgeber sind empört

Hamburg. Wenn es nach der IG Metall geht, so soll am Donnerstagvormittag auf dem Spielbudenplatz richtig Stimmung aufkommen: Eine Kundgebung, zu der die Gewerkschaft aufgerufen hat, soll zum bisherigen Höhepunkt der Aktionen im Rahmen der aktuellen Tarifauseinandersetzung mit den norddeutschen Arbeitgebern der Branche werden. „Es werden mehrere Tausend Teilnehmer sein“, sagt Heiko Messerschmidt, Sprecher des Bezirks Küste der IG Metall.

An den ganztägigen Warnstreiks am Donnerstag würden sich unter anderem Beschäftigte von Airbus, Daimler und Siemens, der beiden Gabelstaplerbauer Still und Jungheinrich sowie Mitarbeiter des Stahlwerks ArcelorMittal, des Maschinenbauers Hauni und der Werften beteiligen.

Um 9 Uhr soll ein Sternmarsch zum Spielbudenplatz beginnen. Sammelpunkte sind der Rathausmarkt, der Platz der Republik in Altona sowie vor Blohm + Voss auf Steinwerder. Für 10 Uhr ist der Beginn der Kundgebung auf dem Spielbudenplatz vorgesehen.

Mit dem „Aktionstag“ wolle man unmittelbar vor der dritten Verhandlungsrunde, die für den Donnerstag im Hotel Empire Riverside angesetzt ist, „Druck machen“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter IG Metall Küste. Die Gewerkschaft verhandelt für 140.000 Beschäftigte in Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein. Gefordert werden 5,5 Prozent mehr Gehalt, mehr Zeit und Geld für Weiterbildung sowie Verbesserungen bei der Altersteilzeit. Insgesamt haben nach Angaben der Gewerkschaft bisher an sieben Werktagen bereits 23.600 Personen im Norden an Warnstreiks teilgenommen, in Hamburg seien es 2500 gewesen. Allein am Freitag hätten sich in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen 16.500 Mitarbeiter aus mehr als 80 Betrieben an Demonstrationen beteiligt. Dies sei ein „starkes Signal“ an die Arbeitgeber, so Geiken.

In der Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen wird hingegen eine Warnstreikpause eingelegt. Bis zum 18. Februar setze man die Protestaktionen aus, sagte der dortige IG-Metall-Bezirksleiter Knut Giesler. Damit reagierte die Gewerkschaft auf ein erstes Entgegenkommen der Arbeitgeberseite in der Frage der sogenannten Bildungsteilzeit; in Nordrhein-Westfalen waren die Tarifparteien bereits am Freitag zur dritten Verhandlungsrunde zusammengekommen.

Vor diesem Hintergrund forderte der Arbeitgeberverband Nordmetall ein Ende der Warnstreiks auch im Bezirk Küste, zumal schon vor fast zwei Wochen gemeinsam ein neuer Verhandlungstermin vereinbart worden sei. „Im Internet zeigt sich mittlerweile auch schon Kritik von Arbeitnehmern an den Arbeitsniederlegungen“, sagte Nordmetall-Verhandlungsführer Thomas Lambusch. Viele Menschen hätten gerade mit Blick auf einige schwächelnde Betriebe und die noch immer labile Wirtschaft kein Verständnis für die von langer Hand geplanten Warnstreiks. „Einfach immer weiter mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen, führt nicht zum Ziel“, so Lambusch. Die IG Metall müsse einlenken: „Nordmetall ist bereit, gemeinsam mit der Gewerkschaft zu überlegen, wie wir den Fachkräftemangel lindern, Ältere länger in Unternehmen halten und Jüngere noch besser weiterbilden können.“

Neben der Gehaltsfrage ist die Forderung der IG Metall nach teilweise arbeitgeberfinanzierter Freizeit für Weiterbildung der Hauptstreitpunkt der diesjährigen Tarifrunde. In Baden-Württemberg hat der dortige Arbeitgeberverband die Bereitschaft erkennen lassen, zumindest über Lösungen für An- und Ungelernte zu sprechen.

Den Vorwurf, Nordmetall bleibe hinter dem Angebot der Arbeitgeber in Baden-Württemberg zur Bildungsteilzeit zurück, wies Lambusch zurück. Der Südwesten sei schon bei den früheren Regelungen zur Qualifizierung kein Maßstab für den Bezirk Küste gewesen und werde es auch künftig nicht sein. „Die Betriebe und Beschäftigten in Norddeutschland brauchen eine norddeutsche Lösung“, so Lambusch. „Für Labskaus und Maultaschen gibt es keine gemeinsamen Rezepte.“

Überhaupt nicht nachvollziehen können die Arbeitgeber die Gewerkschaftskritik an der Lohnzahl. „Mager ist allenfalls das Wirtschaftswachstum, aber nicht unser Angebot“, sagte Lambusch. Die angebotenen 2,2 Prozent seien fair für alle.

Dabei erwartet die Bundesregierung in ihrem Jahreswirtschaftsbericht mit Verweis auf die gute Arbeitsmarktlage für 2015 ein Plus der Bruttolöhne von immerhin 3,2 Prozent. Das wären 0,5 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr.

„Der Zulauf zu unseren Aktionen zeigt, dass die Kollegen mit dem Angebot von Nordmetall nicht zufrieden sind“, hieß es dazu von der IG Metall. „In den nächsten Verhandlungen erwarten wir ein klares Signal der Arbeitgeber“, sagte Geiken. „Beim Geld müssen sie nachlegen.“ Und bei der Weiterbildung fordere die Gewerkschaft von Nordmetall „einen konstruktiven Dialog anstatt der anhaltenden Polemik“.

Am Montag kam es zu Warnstreiks in Thüringen, unter anderem bei einem Beteiligungsunternehmen von Lufthansa Technik, sowie in Sachsen, in Hessen und in Bayern, wo die dortigen Tarifverhandlungen in ihre dritte Runde gingen. In der vergangenen Tarifrunde 2013 war hier der Pilotabschluss erzielt worden.