Partei will mit fünf Maßnahmen Luft verbessern. Nur noch Lkw mit geringem Schadstoffausstoß dürften in das Gebiet fahren. Landstromanschluss auch für Containerschiffe

Hamburg Die Grünen in der Hamburger Bürgerschaft wollen die Luft im Hamburger Hafen verbessern. Wenn sie nach der Bürgerschaftswahl in Regierungsverantwortung kommen, wollen sie einen Fünf-Punkte-Plan zur Verringerung der Schadstoffe aus dem Hafen umsetzen. Damit soll die Luftqualität in ganz Hamburg verbessert werden.

„Hamburg hat ein Problem mit der Atemluft. Die Grenzwerte der EU werden an vielen Tagen überschritten. Viele Abgase kommen aus dem Hafen. Wenn wir hier die Belastung senken, wirkt sich das auf die Luftqualität der Stadt aus“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen und Spitzenkandidat, Jens Kerstan, dem Abendblatt. Dazu sei der Aktionsplan für saubere Hafenluft erstellt worden.

Hintergrund ist, dass der Senat in seiner Antwort auf eine Anfrage der Grünen erstmals indirekt erhebliche Gesundheitsgefährdungen durch den internationalen Schiffsverkehr einräumt. Dabei bezieht er sich auf eine dänische Studie des Center for Energy, Environment and Health aus dem Jahr 2011. Demnach sind im Jahr 2000 in Europa 49.500 vorzeitige Todesfälle durch Schiffsabgase verursacht worden, 20.000 davon im Nord-Ostsee-Raum. Hamburg sei mit seinem Stadthafen davon besonders betroffen“, sagte der hafenpolitische Sprecher der Grünen, Anjes Tjarks. Er hat den Fünf-Punkte-Plan verfasst. Das Abendblatt dokumentiert die Forderungen der Grünen und erläutert ihre Hintergründe.

Externe Energieversorgung durch Landstrom am Kai

Den Grünen zufolge sollen Landstromanschlüsse oder Flüssiggas-Versorgung nicht nur auf Kreuzfahrtschiffe beschränkt bleiben. Sie fordern auch Lösungen für Containerschiffe. Diese Forderung wird vielfach unterstützt, auch von Hafenbetrieben. Voraussetzung ist aber, dass die Reedereien bereit sind, ihre Schiffe mit Landstromanschlüssen auszurüsten. Zudem ist die Lösung teuer. Eine Landstromanlage für einen Schiffsliegeplatz kostet gut und gern fünf Millionen Euro. In Hamburg gibt es allein 20 Großschiffliegeplätze. Da summieren sich die Investitionen. Zudem ist der Energiebedarf bei Containerschiffen am Kai deutlich geringer als bei einem Kreuzfahrtschiff.

Mehr Anreiz für ökologische Umrüstung bei Hafengebühren

Das Hafengeld soll sich stärker daran bemessen, ob Schiffe Landstromanschlüsse haben oder mit Rußpartikelfiltern und Katalysatoren ausgestattet sind. Dabei gilt: Je umweltfreundlicher das Schiff, desto günstiger sind die Hafengebühren. Diese Forderung ist aber alt. Das Hafengeld gibt schon heute Rabatte für weniger umweltschädigende Schiffe, sie richten sich nach dem Environmental Ship Index (ESI), der in 30 Häfen angewendet wird. Die Hamburg Port Authority (HPA) will Schiffen, die Landstrom oder Flüssiggas nutzen, zusätzliche Preisnachlässe gewähren. Die Grünen fordern aber auch, dass besonders dreckige Schiffe künftig mehr zahlen sollen als alle anderen. Davor schreckt die zuständige Hamburg Port Authority aus Wettbewerbsgründen zurück. Das wäre nur durchsetzbar, wenn sich andere Häfen anschließen. Vor diesem Hintergrund macht die dritte Forderung der Grünen Sinn:

Die großen europäischen Häfen sollen sich zur Abgasbelastung abstimmen

Hamburg soll sich mit Rotterdam, Antwerpen, Amsterdam und Bremerhaven über Strategien beraten, mit denen die Luftbelastung durch den Schiffsverkehr gesenkt werden kann. Eine sinnvolle Forderung. Es gibt zwar bereits reichlich Austausch zwischen den Häfen, etwa innerhalb der Europäischen Seehafen Organisation (ESPO) oder in ihrem weltweiten Pendant (IAPH). So wurde der Environmental Ship Index in Zusammenarbeit mit den anderen nordeuropäischen Häfen entwickelt. Wollen die Grünen nun Strafzahlungen für „Stinker-Schiffe“ einführen, müsste das auch in Zusammenarbeit eingeführt werden.

Nur noch saubere Lkw dürfen in den Hafen fahren

Auch die Hafen- und Hinterlandverkehre sollen ökologischer werden. Deshalb fordern die Grünen, dass mittelfristig nur noch Lkw im Hafen fahren dürfen, welche die Abgasklasse Euro 5 erfüllen. Die Forderung ist keinesfalls aus der Luft gegriffen. Der Konkurrenzhafen Maasvlakte II in Rotterdam lässt beispielsweise nur noch Lkw rein, die die noch schärfere Euronorm 6 erfüllen. Die HPA und der Verband für Straßengüterverkehr und Logistik in Hamburg (VSH) gehen aber übereinstimmend davon aus, dass bereits 80 Prozent der Laster im Hamburger Hafen die Euronorm 5 erfüllen. Nach Einführung der Autobahnmaut haben die meisten Fuhrbetriebe ihre Fahrzeuge aufgerüstet. Treffen wird die Forderung der Grünen allerdings regionale Transportanbieter, die nur im Hafen Containerumfuhren leisten. Diese fahren mit älteren Lkw.

Mehr hafeninterne Transporte auf dem Wasserweg

Die Grünen wollen prüfen, inwieweit sich hafeninterne Transporte stärker aufs Wasser verlagern lassen, um die Infrastruktur zu schonen und die Emissionen zu reduzieren. Zur Förderung des Binnenschiffsverkehrs liegen dem Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) zufolge zahlreiche Konzepte vor. Es bedürfe dazu eines speziellen Binnenschiffsterminals, dessen Standort noch offen ist. „Die Verbesserung der Luftqualität liegt auch im Interesse der Hafenbetriebe“, sagte UVHH-Geschäftsführer Norman Zurke zum Fünf-Punkte-Plan. Und aus der HPA hieß es: „Wir begrüßen jeden Vorschlag für saubere Luft in Hamburg.“