Zahl der Jobsuchenden steigt im Januar um acht Prozent auf 75.794. Aber kein negativer Trend am Arbeitsmarkt

Hamburg. Die Lage auf dem Hamburger Arbeitsmarkt hat sich zu Beginn des Jahres verschlechtert. Der Chef der Arbeitsagentur, Sönke Fock, musste einen deutlichen Anstieg der Jobsuchenden verkünden, nachdem die bisherigen monatlichen Veränderungen in der Arbeitslosenstatistik seit September 2014 kaum noch der Rede wert waren. Doch zu Jahresbeginn sieht die Lage anders aus. „Wir verzeichnen bei den Arbeitslosen einen Anstieg im Vergleich zum Dezember 2014 um rund acht Prozent“, sagt Fock. Insgesamt waren im Januar 75.794 Hamburger ohne Job, das ist ein Zuwachs von 5701 Personen. Die Arbeitslosenquote in Hamburg stieg dadurch von 7,2 auf 7,7 Prozent.

Dieser Anstieg sei zwar nicht erfreulich, aber auch nicht ungewöhnlich für einen Januar, sagt Fock. Denn zum Jahresende laufen viele befristete Verträge aus. Sie enden entweder ganz oder werden erst mit einer gewissen Zeitverzögerung verlängert. Gegenüber dem Vorjahresmonat, also dem Januar 2014, hat sich die Zahl der Arbeitslosen sogar leicht um 0,5 Prozent verringert. „Das stimmt uns etwas zuversichtlich mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf“, sagt Fock. Im Februar dürfte sich aber noch keine Besserung am Arbeitsmarkt abzeichnen. Generell sinkt die Zahl der Arbeitslosen erst mit dem Monat März.

Den saisonal bedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit in Hamburg wertet Fock nicht als Trendwende. Das Angebot an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen sei in der Hansestadt nach wie vor gut. Es lag mit fast 13.800 freien Stellen ungefähr auf dem Niveau vom Dezember, aber um 12,7 Prozent höher als vor einem Jahr. „Gerade die technischen und wirtschaftlichen Dienstleistungen, die Gesundheitsbranche, aber auch das Gastgewerbe und die Industrie suchen beständig nach neuen Mitarbeitern“, sagt Fock. Er bleibt angesichts der konjunkturellen Aussichten optimistisch.

„Wir rechnen damit, in einzelnen Monaten die Marke von 70.000 Arbeitslosen zu unterschreiten“, erwartet Fock. Das war im vergangenen Jahr überhaupt nicht gelungen und soll 2015 wieder möglich sein. Erstmals gibt es in Hamburg keine Branche mehr, die Stellen abbaut. Bisher war das vor allem im Versicherungsgewerbe und bei den Zeitarbeitern der Fall. Bei den sozialversicherungspflichtigen Stellen gibt es jetzt im Jahresvergleich bei allen Branchen einen Zuwachs. Dementsprechend steigt von Monat zu Monat die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten. Zuletzt waren es 911.300, das sind 18.900 oder 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Auch bundesweit gab es einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Jobsuchenden stieg um 268.000 auf 3,032 Millionen. Die Arbeitslosenquote legte im Vergleich zum Dezember um 0,6 Punkte auf 7,0 Prozent zu.

Sönke Fock bewertete nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern stellte auch dem Ausbildungsmarkt Hamburg ein Halbjahreszeugnis aus. Denn in der Regel müssen sich die Schüler mit dem Halbjahreszeugnis der zehnten Klasse um einen Ausbildungsplatz bewerben. Während Fock das Angebot an Ausbildungsstellen als „sehr gut“ bewertete, bekam die Nachfrage der Schüler nach Lehrstellen nur ein „ausreichend“. Jetzt sei die Zeit, um sich unverzüglich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben, sagt Fock. Bisher sind bei der Arbeitsagentur 6000 freie Lehrstellen registriert. Das liegt etwa auf dem Niveau des Vorjahres. „Wir erwarten aber noch weitere Zugänge“, sagt Fock.

Ein Problem ist, dass sich 40 Prozent der Schulabgänger mit ihren Ausbildungswünschen lediglich auf zehn Berufe konzentrieren. Das reicht vom Kaufmann im Einzelhandel über den Kfz-Mechatroniker bis zum Tischler. „Viele haben, wenn überhaupt, nur einen Berufswunsch und überlegen sich keine Alternativen“, sagt Fock. Dabei ist das Angebot in Hamburg mit über 300 Ausbildungsberufen ungleich größer. „Bei dieser Vielfalt muss sich niemand ganz von seinen beruflichen Vorstellungen verabschieden, sondern kann oft in der Berufsfamilie bleiben, wenn es mit dem Traumberuf nicht klappt“, sagt Arbeitsagenturchef Fock.

Zahl der freien Lehrstellen steigt im Handwerk um zehn Prozent

Gleichzeitig verstärken die Unternehmen ihre Aktivitäten, um möglichst alle Ausbildungsplätze zu besetzen. „Die Firmen wissen, dass sie dafür mehr tun müssen als bisher“, sagt Fin Mohaupt von der Handelskammer. Das betrifft vor allem kleinere Firmen, die keinen bekannten Namen haben. Auch Studienabbrecher sind inzwischen eine Gruppe, aus der Auszubildende rekrutiert werden. Manche seien auch daran interessiert, Flüchtlinge für eine Ausbildung zu gewinnen.

In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hamburg sind gegenwärtig 627 freie Ausbildungsplätze registriert. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um zehn Prozent.