Der Getränkehersteller aus Billbrook produziert bereits mehr als eine Million Kola-Flaschen im Jahr. Jetzt wollen die Gründer Mirco Wolf Wiegerts und Lorenz Hampl auch neue Maßstäbe bei Limonaden setzen.

Hamburg. Mit Mirco Wolf Wiegerts aktuellem Lieblingsgetränk gibt es ein Problem. Fritz-Spritz Bio-Rhabarbersaftschorle besteht laut Etikett aus 40 Prozent Bio-Rhabarbersaft, natürlichem Mineralwasser, Bio-Rohrzucker und Kohlensäure. Koffeingehalt: null. Und da liegt das Problem, zumindest am frühen Morgen. Wiegert, Erfinder der Fritz-Kola und Geschäftsführer des Getränkeunternehmens, trinkt zum Frühstück also lieber zwei große Tassen Kaffee und eine seiner eigenen Colas, die dreimal so viel Koffein enthält wie die anderer Hersteller. Die Gewohnheit ist aus der Studentenzeit geblieben, als Wiegert und sein Partner Lorenz Hampl, der zweite Geschäftsführer, ein Getränk erfinden wollten, das beim Lernen wachhält. Einen Schlaf-Räuber, wie einer der vielen Werbesprüche lautet, auf die die Gründer stolz sind, und der auch auf Wiegerts schwarzem Kapuzenpulli gedruckt ist.

Aber Pulloveraufdruck hin oder her, 13 Jahre nach der Gründung ihres Unternehmens brauchen Wiegert, 39, und Hampl, 37, wohl doch mal Schlaf. Deshalb umfasst ihre Produktpalette seit Neuestem auch Bio-Saftschorlen. Der tatsächliche Grund für die Sortimentserweiterung war aber die Nachfrage der Kunden, sagt Wiegert. Nachdem die Fritz-Gründer zuletzt bereits diverse Limonaden in ihr Sortiment aufgenommen hatten, bieten sie jetzt unter dem Namen Fritz-Spritz auch drei Bio-Saftschorlen in den Sorten Apfel, Traube und Rhabarber an. Ein großer Schritt für die Unternehmer. „Früher waren wir weit weg von Bio“, sagt Wiegert. Jetzt wolle man sich aber „in dieser Richtung“ weiterentwickeln.

Kein Grund zur Bescheidenheit

Weil das Unternehmen Fritz-Kola schon lange nicht mehr nur für Koffein stehen soll, war 2014 auch die Zeit für einen neuen Namen gekommen: Fritz-Kulturgüter nennen Wiegert und Hampl ihre Firma jetzt. Sie arbeiten mit „allen Ländern rund um Deutschland“ zusammen. „In Spanien hatten wir zwischendurch wegen der Wirtschaftskrise alle unsere Kunden verloren. Aber jetzt sind wieder neue da“, sagt Wiegert, der in dem Unternehmen für den Verkauf zuständig ist, während sich Hampl „um die bunten Bilder“ kümmert, also um die Pflege der Marke. Über Zahlen haben die Gründer noch nie gerne gesprochen, und sie tun es auch mehr als ein Jahrzehnt, nachdem sie die erste Fritz-Kola verkauft haben, nicht. Früher sagten Wiegert und Hampl, das Unternehmen steigere Umsatz und Gewinn jährlich um 50 Prozent. „Das schaffen wir jetzt nicht mehr ganz“, sagt Wiegert. „So etwas funktioniert nur in kleinerer Produktion.“

Die kleine Produktion ist aber Vergangenheit, die einst gefeierte, erreichte Abfüllmenge von einer Million Flaschen jährlich habe man seit Jahren überschritten. Es gibt also keinen Grund zur Bescheidenheit. „Unser Ansatz war es, die beste Cola zu machen. Das haben wir geschafft“, sagt Wiegert. Als Nächstes wollen sein Partner und er einen „neuen Maßstab für die Limonaden-Branche“ setzen. „Wir arbeiten gerade an neuen Sorten.“

Dass sie inzwischen Limonade mit natürlichen Aromen und Farbstoffen statt Brause mit künstlichen herstellen, ist auch so ein Schritt, der die Marke dem Trend bewussten Konsums näherbringen soll. „Erst kannten wir den Unterschied zwischen Limonade und Brause gar nicht beziehungsweise er war uns egal“, sagt Wiegert. „Dann fanden wir Brause irgendwann aber nicht mehr authentisch.“

Cola bleibt Steckenpferd

Trotz Bio-Schorlen und neuen Limonaden soll die Cola aber das Steckenpferd der Firma bleiben. Schließlich gäbe es die heutigen Fritz-Kulturgüter ohne die Fritz-Kola gar nicht. Das Unternehmen arbeitet nach Angaben Wiegerts mittlerweile mit jedem Getränkehändler Hamburgs zusammen, jeder zweite Hamburger Gastronomiebetrieb werde beliefert, und auch auf den Festivals Dockville und Elbjazz ist Fritz vertreten. Ihren Markennamen verteidigten Wiegert und Hampl im vergangenen Jahr vor Gericht gegen den Bonner Bierhersteller Fritz Wülfing, der das sogenannte Fritz-Ale braute. Man habe sich ganz entspannt geeinigt, sagt Wiegert. Fritz-Ale heißt inzwischen Ale-Mania, und die Fritz-Kola-Gründer werden nicht mehr auf ihr angebliches Bier angesprochen. „Wir bleiben beim alkoholfreien Geschäft“, sagt Wiegert.

Was außerdem bleibt, ist das Büro. In dem alten Fabrikgebäude in Billbrook arbeiten Wiegert und Hampl mit 30 Mitarbeitern. 30 ist zumindest die Zahl, auf die sie sich für die Öffentlichkeit geeinigt haben, die tatsächliche ist wieder so eine, die sie lieber nicht nennen wollen, wegen der Konkurrenz. Wiegert und Hampl haben vor, in Billbrook zu bleiben. Gerade haben sie mehrere Stoffrollen gekauft, die den kalten Luftzug stoppen sollen, der unter den Bürotüren durchkommt. „Die Miete ist gnadenlos billig da“, sagt Wiegert. Mindestens so viel ist also von der einstigen Studentenmentalität geblieben. Auch wenn die Cola inzwischen ab und zu durch Schorle ersetzt wird.