Verkaufsberater sollen zu Regaleinräumern degradiert werden

Essen. Beim krisengeplagten Warenhauskonzern Karstadt drohen den Beschäftigten weitere schmerzhafte Einschnitte. Neben der bereits bekannten Streichung von 2000 Stellen sollten weitere 1100 Mitarbeiter von Verkaufsberatern zu Regaleinräumern degradiert werden, sagte Aufsichtsratsmitglied Arno Peukes, der für die Gewerkschaft Ver.di in dem Gremium sitzt, der „Süddeutschen Zeitung“. Die Betroffenen sollten pro Monat 300 Euro weniger verdienen als bisher. An diesem Montag sollten die Beschäftigten bei Betriebsversammlungen in den Häusern über die Pläne des Managements zur Abgruppierung informiert werden, bestätigte der Gewerkschafter der Deutschen Presse-Agentur.

„Wir brauchen Berater und keine menschenleeren Selbstbedienungsbereiche, das steht im großen Widerspruch zu den bisherigen Konzepten und Aussagen des Eigentümers, der Kunde werde künftig im Mittelpunkt stehen“, sagte Peukes. Die Beschäftigten seien durchaus bereit, beim Umbau konstruktiv mitzuwirken. „Aber das ergibt nur Sinn, wenn es einen klaren Plan gibt, der langfristig den Weg zu einem erfolgreichen Warenhaus aufzeigt.“ Aus Kreisen des Unternehmens hieß es laut „Süddeutscher Zeitung“, es handele sich nicht um eine „Degradierung“ der Mitarbeiter. Im Vergleich zur Konkurrenz liege die Produktivität bei Karstadt 25 bis 30 Prozent niedriger. Daher müssten Arbeitsabläufe angepasst werden. Erst kürzlich hatte der angeschlagene Warenhauskonzern deutliche Umsatzeinbußen im wichtigen Weihnachtsgeschäft eingeräumt. Daraufhin bekräftigte Finanzvorstand Miguel Müllenbach die Notwendigkeit einer harten Sanierung des Unternehmens. „Es besteht kein Zweifel daran, dass einschneidende personelle Veränderungen auf der Fläche in den Filialen und insbesondere auch im Service Center in Essen unausweichlich sind“, betonte er.

Die Karstadt-Führung wolle nun zügig mit den Arbeitnehmervertretern die Verhandlungen darüber fortsetzen, „wo und wie die erforderlichen und notwendigen Einsparungen von Personal- und Sachkosten nun konkret umgesetzt werden sollen“. Die Sanierung sei unabdingbar für das wirtschaftliche Überleben von Karstadt und unverzichtbar, um einem Großteil der Mitarbeiter eine Zukunftsperspektive zu geben.

Erst am Freitag war bekannt geworden, dass Karstadt-Eigentümer René Benko und sein israelischer Partner Benny Steinmetz die Immobilien der Kaufhauskette unter sich aufteilen. Benko übernimmt die Immobilien der drei Nobelhäuser, das Alsterhaus in Hamburg, das KaDeWe in Berlin und das Oberpollinger in München. Dem österreichischen Investor gehören künftig auch die Karstadt-Immobilien in der Stuttgarter Fußgängerzone und am Berliner Kurfürstendamm. Der Diamantenhändler Steinmetz erhält im Gegenzug die 20 klassischen Karstadt-Immobilien in verschiedenen deutschen Städten. Benko will diese langfristig mieten.