DIW-Studie: Entwicklung gleicht „Ritt auf der Schnecke“

Berlin. Frauen in Führungspositionen sind immer noch selten. Das geht aus dem neuen Managerinnen-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Danach lag der Frauenanteil in den Vorständen der 200 umsatzstärksten Unternehmen Ende 2014 bei fünf Prozent, das ist ein Prozentpunkt mehr als 2013. Bei den 100 größten Unternehmen ist er im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken, von fünf auf vier Prozent.

Nur jedes Fünfte der Top-200-Unternehmen hat der Studie zufolge überhaupt eine Frau im Vorstand – in absoluten Zahlen sind das 47 weibliche Vorstände bei 877 Vorstandssitzen. In den Aufsichtsräten sind Frauen besser vertreten. Sowohl bei den Top-200 – wie auch bei den Top-100-Unternehmen stieg ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte auf jeweils 18 Prozent. Die weiblichen Spitzenkräfte werden bisher mehrheitlich von der Arbeitnehmerseite entsandt. Die Kapitalseite hole allerdings auf, heißt es im Managerinnen-Barometer.

Bei den 30 im Deutschen Aktien Index (DAX) vertretenen Unternehmen war im vergangenen Jahr jedes vierte Aufsichtsratsmitglied eine Frau. Damit liegen sie an der Spitze. Die DAX-30-Unternehmen weisen mit sieben Prozent auch den höchsten Frauenanteil in den Vorständen auf. Im Finanzsektor ist der Frauenanteil in den Spitzenpositionen weiter gering.

Den größten Sprung nach oben gab es bei den Unternehmen mit Bundesbeteiligung. In den Vorständen ist der Frauenanteil gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf fast 15 Prozent gestiegen, in den Aufsichtsräten um fünfeinhalb Prozentpunkte auf knapp 24 Prozent. Die Autorinnen des Managerinnen-Barometers, DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst und Anja Kirsch von der Freien Universität Berlin, sehen in dieser Entwicklung eine Wirkung der Debatte um die Quote.

Das Bundeskabinett hat im Dezember eine Frauenquote beschlossen, die noch vom Bundestag beraten und beschlossen werden muss. Sie sieht einen Mindestanteil von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten vor. Wird die Quote nicht erreicht, bleiben die entsprechenden Stühle im Aufsichtsrat leer. Die Regelung gilt für Neubesetzungen. Rund 3500 weitere Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sollen sich selbst Ziele setzen, um den Frauenanteil an der Spitze und in den beiden Führungsebenen darunter zu erhöhen.

Dass gesetzliche Quoten Wirkung zeigen, belegen die Autorinnen der DIW-Studie anhand der Entwicklung in Island und Frankreich. Dort stieg der Anteil von Frauen in den höchsten Entscheidungsgremien nach der Einführung einer Quote in den Jahren 2010 beziehungsweise 2011 sprunghaft an.

DIW-Forschungsdirektorin Holst bilanzierte, die Entwicklung gleiche „einem Ritt auf der Schnecke“. Sie verspreche sich mehr Dynamik durch die Quote wie auch durch die politische Debatte, die in Deutschland seit 2010 geführt wird. Es müsse aber in den Unternehmen selbst viel mehr passieren. Dazu zähle eine andere Arbeitskultur, die Führungskräften mehr Zeitsouveränität gewähre. Frauen müssten schon auf ihrem Weg an die Spitze gefördert werden. Da sei in den vergangenen Jahrzehnten wenig geschehen. Für das Managerinnen-Barometer wertet das DIW seit 2006 jährlich die Zahl der Frauen in den Vorständen und Aufsichtsräten der 200 größten deutschen Unternehmen aus. Hinzu kommen die größten börsennotierten Firmen sowie Unternehmen, an denen der Bund beteiligt ist.