Staatskonzern verliert 120 Millionen Euro Umsatz durch neue Konkurrenz auf der Straße

Berlin. Von den Fernbussen will sich die Deutsche Bahn nicht weiter Kunden abjagen lassen. „Wir werden mit dem Fernverkehr in die Offensive gehen“, sagte Bahnchef Rüdiger Grube am Dienstagabend und kündigte für das Frühjahr eine neue Strategie für die Busflotte der Bahn und für den Fernverkehr an. „Wir werden im Fernverkehr – ob auf der Schiene oder Straße – entschlossen handeln.“

Zwei Jahre nach der Öffnung des Fernverkehrs für Busse bläst die Deutsche Bahn zum Gegenangriff: „Wir wollen an die Fahrgastrekorde der vergangenen Jahre anknüpfen – und diese sogar übertreffen“, sagte Grube beim Neujahrsempfang in Berlin. Für den Fernverkehr werde deshalb am 18. März ein „sehr attraktives Konzept“ vorgelegt. Bereits im Februar werde eine neue Strategie für das Fernbusangebot der Bahn vorgestellt.

Die Deutsche Bahn hatte die Fernbusse zunächst unterschätzt, dabei setzt die Billigkonkurrenz und der von ihr entfachte Preiskampf den Konzern inzwischen gehörig unter Druck. Laut Grube entgingen der Bahn durch die Fernbusse im vergangenen Jahr 120 Millionen Euro an Umsatz. Im Fernbusmarkt bleibe aber „viel Dynamik“, sagte der Bahn-Chef. „Nicht jeder Anbieter kann oder möchte sich an einem ruinösen Wettbewerb mit Dumpingpreisen auf Dauer beteiligen.“

Um die Bahn im Wettbewerb mit Auto, Fernbus und Flugzeug zu stärken, forderte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) erneut schnelles Internet in allen Zügen. Es genüge nicht, nur den Fernverkehr auszurüsten, auch Regionalzüge und S-Bahnen müssten über einen drahtlosen Internetzugang verfügen. In ihren ICE-Zügen verbessert die Deutsche Bahn derzeit den Internetempfang. „Digitale Lösungen verfolgen wir natürlich nicht nur im Fernverkehr, sondern in allen Geschäftsfeldern“, sagte Grube. Bisher können Reisende der Deutschen Bahn nur im ICE-Kernnetz mit einer Länge von 5200 Kilometern während der Fahrt im Internet surfen. Für Kunden der ersten Klasse ist die WLAN-Nutzung dabei entgeltfrei, in der zweiten Klasse müssen die Fahrgäste dafür derzeit noch zahlen; im Laufe des Jahres 2016 soll sich das ändern. Im Regional- und S-Bahnverkehr gibt es bislang noch kein WLAN. Die Bahn begründet dies damit, dass die Ausschreibungen der Länder für den Regionalverkehr dies nicht verlangten.

Im Geschäftsjahr 2014 setzten nicht nur die Fernbusse der Bahn zu. Auch das Sturmtief „Ela“ und sechs Streiks der Lokführergewerkschaft GDL belasteten das Ergebnis. Die Streiks kosteten den Konzern laut Grube 150 Millionen Euro. „Ela“ verursachte durch Einnahmeausfälle und Sachschäden einen Schaden von 60 Millionen Euro. Der Konzern blicke deshalb „mit gemischten Gefühlen“ auf 2014, sagte Grube. Umsatz und operatives Ergebnis lägen „im Großen und Ganzen“ auf dem Vorjahresniveau. „Wir hatten uns mehr vorgenommen“, so der Bahn-Chef.