Berlin. Kritik an Massentierhaltung, Streit um Freihandel, neue Chancen für pflanzliche Rohstoffe: Zur Grünen Woche in Berlin hat die Diskussion über die Ernährung der Weltbevölkerung und mehr Naturschutz in der Landwirtschaft neue Impulse bekommen. Am Sonnabend demonstrierten Zehntausende Menschen gegen die industrielle Agrarwirtschaft. Die Demonstranten forderten von der Bundesregierung einen Kurswechsel.

Angeführt wurde der Protestzug vom Potsdamer Platz zum Bundeskanzleramt von Hunderten Bauern sowie rund 90 Traktoren. Unter dem Motto „Wir haben Agrarindustrie satt“ verlangten die Teilnehmer unter anderem ein weltweites Recht auf Nahrung, gesundes und bezahlbares Essen für alle Menschen, faire Preise sowie artgerechte Tierhaltung. Sie protestierten gegen Riesenställe, Gentechnik und das geplante Freihandelsabkommen TTIP mit den USA. Zu der Kundgebung hatte ein Bündnis aus rund 100 Verbänden aufgerufen, darunter Umwelt-, Verbraucherschutz- und Entwicklungsorganisationen.

Am Rande der Agrarmesse bekannten sich Fachminister aus rund 70 Ländern zum Vorrang der Lebensmittelproduktion bei einer stärkeren Nutzung nachwachsender Rohstoffe für andere Zwecke. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) erläuterte, für einen Ausbau der Bioökonomie müsse es auch global eine nachhaltige und leistungsstarke Landwirtschaft geben. Bei Bioökonomie geht es etwa um Verfahren, Kunststoffe auf pflanzlicher Basis herzustellen. Dies kommt zusehends zur Bioenergie hinzu. Schmidt verteidigte die umstrittenen Freihandelsverhandlungen mit den USA. Damit biete sich die Chance, europäische und deutsche Standards zu globalen Standards zu machen. Bei der Lebensmittelsicherheit sollte nicht so getan werden, als würde in den USA alles gegessen, was sich auf der Straße bewege. Das sei „ arrogant von uns Europäern“.