Deutsche Bahn leidet unter Streiks, Unwettern und Kabelklau. GDL droht mit neuem Arbeitskampf

Berlin. Die Deutsche Bahn ist im vergangenen Jahr insgesamt pünktlicher geworden, hat das selbst gesetzte Ziel allerdings verfehlt. Das geht aus einer am Wochenende veröffentlichten Statistik des Unternehmens hervor. Demnach fuhren 76,5 Prozent der Fernverkehrszüge wie ICE oder IC planmäßig. Die Zielmarke der Bahn in Sachen Pünktlichkeit liegt im Fernverkehr bei 80 Prozent. Im Vorjahr wurde ein Wert von 73,9 Prozent erreicht. Im Nahverkehr waren die Züge mit einer Quote von 94,9 Prozent in etwa so pünktlich wie im Vorjahr.

Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 94,5 Prozent aller Personenzüge der Bahn pünktlich an. Das ist nach Angaben der Bahn der zweitbeste Wert der vergangenen fünf Jahre. Pünktlich heißt bei der Bahn, dass ein Zug weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Als Gründe für Verspätungen nannte die Bahn unter anderem die Streiks vom vergangenen Herbst, die Folgen von Unwettern sowie Kabelklau und Brandanschläge. „Gegen mutwillige und kriminelle Eingriffe in den Bahnverkehr, Personen im Gleis, extreme Witterung und Streiks können wir nur wenig ausrichten“, sagte der für Personenverkehr zuständige Bahnvorstand, Ulrich Homburg. Die Bahn werde sich aber weiter bemühen, zuverlässiger und pünktlicher zu werden. Der Grünen-Politiker Matthias Gastel sagte dagegen, für die Verspätungen seien nicht nur äußere Faktoren verantwortlich, sondern auch die lange vernachlässigte Infrastruktur oder der Abbau von Überholgleisen.

Mit Blick auf die neue Gesprächsrunde der Tarifverhandlungen am heutigen Montag warnte Claus Weselsky die Bahn erneut davor, auf Zeit zu spielen. Die Urabstimmung sei gelaufen, ein Arbeitskampf daher „jederzeit möglich“, sagte der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) der „Wirtschaftswoche“. Er kündigte an, die Gewerkschaft werde Ende Januar entscheiden, wie es weitergehe. „Danach kann alles sehr schnell gehen. Dann sind wir quasi über Nacht wieder im Arbeitskampfmodus.“ Das Ziel der GDL sei es aber, die Verhandlungen bis März abzuschließen. Als wichtige inhaltliche Fragen nannte er einen eigenen Tarifvertrag für Zugbegleiter und Arbeitszeitverkürzungen sowie Lohnsteigerungen. Dabei signalisierte er grundsätzlich Kompromissbereitschaft.

Die Bahn zeigte sich verwundert über Weselskys Vorgehen. „Kurz vor neuen Verhandlungen zu drohen, bringt niemanden weiter“, so eine Sprecherin. Die Bahn konzentriere sich auf „sachliche Verhandlungen und auf möglichst zügige Lösungen“.