Auftakt der Tarifverhandlungen ergebnislos vertagt: IG Metall fordert für norddeutsche Metall- und Elektroindustrie 5,5 Prozent mehr Lohn.

Hamburg. Die beste Nachricht für die IG Metall Küste kam vom Himmel. Nach einer Woche voller Regen und Sturm schien am Freitag die Sonne. Gerade rechtzeitig für die Demonstration, bei der laut Gewerkschaft 1300 Mitglieder am Vormittag in Rothenburgsort auf die Straße gingen. Sie forderten zum Auftakt der Tarifverhandlungen in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie 5,5 Prozent mehr Lohn, mehr Zeit und Geld für Weiterbildung sowie eine bessere und flexiblere Altersteilzeit.

Die Arbeitgeber wiesen die Forderungen in Gänze zurück. Die Positionen mit der Gewerkschaft lägen „meilenweit auseinander“, so Nordmetall. Die Verhandlungen wurden ergebnislos auf den 28. Januar in Bremen vertagt. An dem Tag endet die Friedenspflicht.

Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste, verlangt in der nächsten Runde ein konkretes Angebot der Arbeitgeberseite, „mit dem wir in ernsthafte Verhandlungen kommen“. Schließlich seien die Forderungen der Gewerkschaft lange bekannt. Die Botschaft der Demonstration und der Kundgebung in Hamburg an die Arbeitgeber sei klar. „Die Beschäftigten wollen nicht lange warten, und sie sind bereit, für ihre Forderungen in den Betrieben und auf der Straße Druck zu machen.“ Ein Gewerkschaftssprecher konkretisierte im Gespräch mit dem Abendblatt: „Wenn uns am 28. Januar kein Angebot vorgelegt wird, wird es Warnstreiks geben.“

Die Arbeitgeber ließen offen, ob sie eine Offerte unterbreiten werden. Die Ankündigung von Warnstreiks stieß auf wenig Überraschung, sagte ein Sprecher. Das Gesamtpaket der Forderungen sei übertrieben. „Die IG Metall hat den Bogen überspannt“, sagte Nordmetall-Verhandlungsführer Thomas Lambusch: „Wenn sie sich jetzt wundert, bei uns auf Granit zu stoßen, ist das naiv.“ Daher werde es in der Tarifrunde keinen Durchmarsch geben. Die Forderung nach 5,5 Prozent mehr Lohn sei völlig aus der Luft gegriffen. Schließlich liege die Inflation nahe null, aber die IG Metall begründe damit zwei Prozent.

In drei Jahren im Schnitt 5000 Euro Plus pro Jahr

In den vergangenen drei Jahren seien die Tarife um zehn Prozent gestiegen. Das seien für jeden Beschäftigten im Schnitt 5000 Euro pro Jahr. „Das war ein mehr als fairer Anteil an der Geschäftsentwicklung.“ Die Konjunkturprognosen für das laufende Jahr seien verhalten, die Euro-, Russland- und Nahost-Krisen drückten auf die Stimmung. Daher müssten beide Seiten darauf achten, dass die Lohnentwicklung keine Jobs gefährde. Und für die Aus- und Weiterbildung würden die deutschen Unternehmen der Branche jedes Jahr acht Milliarden Euro bereitstellen, hieß es. Das sei mit mehr als 1000 Euro pro Person ein ordentlicher Beitrag.

Die IG Metall Küste vertritt die Interessen von 140.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordwestniedersachsen. Nordmetall ist ein Zusammenschluss von 250 Firmen aus der Region. Dazu gehören Maschinen- und Flugzeugbauer, Werften, Autohersteller und Stahlproduzenten.