Auf der Designmesse Nordstil werden am Wochenende fast 1000 Aussteller erwartet. Es gibt Skurriles und Praktisches

Hamburg. Philippi hat die Elbphilharmonie bereits fertiggestellt. Eine Miniatur aus poliertem Edelstahl, handflächengroß, dient als Salz- und Pfefferstreuer und wurde dafür zweigeteilt. Dabei glaubt Jan Philippi, Gründer des gleichnamigen Designunternehmens, zu dessen Repertoire die Elbphilharmonie gehört, eigentlich an Langlebigkeit. „Ich beobachte den Trend, dass sich die Leute glücklicherweise von ihrem Hang zu Schnickschnack verabschieden. Zeitlose und hochwertige Gegenstände werden wertgeschätzt“, sagt der 54-Jährige, dessen Unternehmen am Wochenende bei der Hamburger Fachmesse Nordstil vertreten sein wird.

Bei der Veranstaltung, welche die Messen Hamburg und Frankfurt in Kooperation ausrichten, präsentieren seit 2014 Designer ihre Werke. Einzelhändler informieren sich bei den 941 Ausstellern – rund 100 von ihnen kommen aus Hamburg – über Lifestyle-Trends in Bereichen wie Design, Dekoration und Geschenkartikel. Philippi ist eines von zehn Unternehmen, die im sogenannten Village zeigen, wie sich Produkte geschickt für den Verkauf inszenieren lassen. Auch aus Hamburg vertreten ist Akiko Probst. Die in Japan aufgewachsene Gründerin des Labels Akiko zeigt ihre Accessoires, die sie in einem Geschäft an der Wexstraße verkauft.

Unter dem Titel Nordlichter sind auf der Messe zudem Absolventen der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) vertreten sowie kleine Manufakturen und junge Designer. Dazu zählen die Hamburgerinnen Julia Oertel und Katharina Roedelius, die in ihrem Geschäft Lokaldesign am Schulterblatt Möbelstücke von Nachwuchsdesignern verkaufen. Die HAW-Absolventin Christine Krüger stellt Mode aus, die sie unter ihrem Label Polynoir angefertigt hat. Kleidung, aber auch Ketten und Ohrringe – alles gestrickt.

Gerade bei diesen Produkten zeige sich der Hang zur Nachhaltigkeit, sagt Philippi. „Die Nordlichter kreieren nützliche Dinge, die den Alltag erleichtern oder verschönern. Das kann etwa für Männer, die ihre Smartphones lose in der Hosentasche tragen, eine Hülle für das Telefon sein, in der auch Visitenkarten Platz finden.“ Funktional und ästhetisch sollen auch die Produkte sein, die unter dem Firmennamen Philippi laufen, sagt der Gründer. Erfolg hatte er damit gerade mit Nussschalen, im doppelten Sinne. Eine Schale für Nüsse, in der man auch Nussschalen verschwinden lassen kann, wurde 2014 mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet.

Philippi begann 1992 mit einem Einzelhandelsgeschäft in der Eppendorfer Landstraße. Im Sortiment hatte er Designstücke aus Leder und Holz, die er in kleiner Stückzahl selbst anfertigte. Damals fuhr er oft nach London, lief durch die Geschäfte seines Vorbilds, des britischen Designers Terence Conran, der in den 1960er-Jahren Habitat gegründet hatte, und ließ sich inspirieren. Das damals moderne Leder-Filofax und die gedrechselte Pfeffermühle mit Peugeot-Mahlwerk erinnern Philippi an diese Anfangszeit.

Als die Zahl der Kunden stieg, konzentrierte sich Philippi auf die Produktion von Designstücken aus Metall. „Das lohnt sich allerdings erst ab 1000 Stück.“ Die inzwischen vier Geschäfte in Hamburg wurden geschlossen, das Unternehmen liefert heute in 80 Länder. „Wir haben seit 1993 bei 42 Hamburger Lifestyle-Messen ausgestellt. Zunächst bei den Hamburger Einkaufstagen, dann bei der Earlybird-Messe“, sagt Philippi, der im Europäischen Verband für Lifestyle (EVL) für den Bereich Messe zuständig ist.

Als der Veranstalter der Earlybird 2013 bekanntgab, dass die Messe nach Hannover verlegt werden sollte, stieß er damit auf Kritik. „Die Hallen dort sind steril und weit draußen vor der Stadt. Wir waren stinksauer“, sagt Philippi. Er gehörte zu denen, die sich für den Aufbau einer neuen Hamburger Lifestyle-Messe einsetzten, der Nordstil. Die Earlybird wurde noch vor ihrem Start in Hannover abgesagt, weil es nicht genug Anmeldungen gab. Die erste Nordstil war dagegen ausgebucht. Inzwischen wurde sie vergrößert: In diesem Jahr haben sich 130 mehr Aussteller angemeldet als 2014. „Eine Ordermesse wie die Nordstil gehört nach Hamburg“, sagt Karsten Broockmann, Sprecher der Hamburg Messe. Man habe sich nach dem Aus für die Earlybird in Hamburg umgehend für die Nordstil als Nachfolger eingesetzt. „Ein wesentliches Argument war, dass sich die Aussteller klar für Hamburg als Standort ausgesprochen hatten“, so Broockmann.

Kunden folgen einem Buy-local-Trend und interessieren sich für Regionales

Für Jan Philippi kam sein persönliches Schlüsselerlebnis allerdings in Frankfurt. An seinem Messestand sah er sich auf einmal Terence Conran gegenüber, dem Designer, der für Philippis zahlreiche Besuche in London verantwortlich war. „Er wollte von mir kaufen. Das hat mich begeistert.“

Neben der Langlebigkeit und der Nachhaltigkeit sei im Designbereich aktuell ein sogenannter Buy-local-Trend zu erkennen. „Kunden interessieren sich für Dinge aus der Region“, sagt Philippi, dessen Firma gerade von Hamburg nach Henstedt-Ulzburg umgezogen ist. Dass man sich immer noch als Hamburger fühle, sollten die Produkte zeigen. So wie die Elbphilharmonie-Salzstreuer, aber auch eine Neuerung, die bei der Nordstil vorgestellt wird: Der Sitzhocker in Form eines Hafenpollers soll für Lokalkolorit stehen. Und wohl auch für Langlebigkeit.