Bundesbürger geben zwei Prozent mehr für Reisen aus. Pauschalangebote werden weniger gebucht

Stuttgart. Wer im vergangenen Jahr einen Urlaub buchen wollte, musste sich auf eine neue Krisenlandkarte einstellen. Reisen nach Osteuropa waren von der Ukraine-Krise überschattet, Israel fiel wegen des wieder aufgeflammten Gaza-Konflikts aus, in Westafrika tobte das Ebola-Virus. Keine guten Vorzeichen für die Reisemesse Caravan, Motor und Touristik (CMT), die am kommenden Wochenende in Stuttgart startet, könnte man meinen. Doch obwohl die Welt unsicherer geworden zu sein scheint, ist die Lust am Reisen ungebremst.

Im vergangenen Jahr haben die Deutschen für Urlaub insgesamt gut zwei Prozent mehr Geld ausgegeben. Der Branchenumsatz ist nach Schätzungen des Deutsche Reise-Verbands (DRV) auf gut 25,8 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der Urlauber ist auf hohem Niveau stabil geblieben. Die CMT, die in diesem Jahr von den Partnerländern Seychellen und Rumänien flankiert wird, steuert nach Angaben eines Messesprechers auf einen Ausstellerrekord zu. Das Messegelände sei komplett ausgebucht. Rund 220.000 Besucher werden erwartet.

„Touristen sind flexibel“, erklärt Professor Martin Lohmann vom Institut für Tourismus und Bäderforschung in Kiel die Entwicklung. Wird eine Region zu unsicher, suchen sich die Menschen andere Reiseziele. Kommt ein Anschlag plötzlich, wie jüngst gegen das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris, werde kurzfristig umgebucht. Langfristig werde Paris deshalb aber nicht gemieden, prognostiziert Lohmann. Die Anschläge in Madrid 2004 und London im Jahr 2005 hätten den Tourismus dort nicht zum Erliegen gebracht.

Ein hoher Preisdruck herrscht vor allem bei den Pauschalreisen. „Das bedeutet aber nicht, dass die Reisenden weniger ausgeben“, sagt Professor Lohmann. Vielmehr gönnten sich die Urlauber stattdessen gern einen teureren Urlaub. Die oberen Preisklassen mit Reisen von mehr als 3000 Euro pro Person legten zuletzt nach seinen Angaben besonders stark zu.

Wie die Buchungen in diesem Jahr ausfallen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Die meisten Urlaubsreisen werden einer TUI-Sprecherin zufolge erfahrungsgemäß im Januar und Februar gebucht. Eines wird sich aber nach Lohmanns Einschätzung auch 2015 nicht ändern. Das allerliebste Reiseziel der Deutschen wird wohl weiterhin das eigene Land bleiben.