Hamburger Otto-Konzern hat die Wohngewohnheiten der Deutschen erforschen lassen. Onlinehändler steigt verstärkt ins Geschäft mit Möbeln ein

Hamburg. Loriot wusste es schon immer: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Das haben beide Geschlechter jetzt auch sozusagen offiziell zu Protokoll gegeben – in einer Studie von TNS Infratest im Auftrag des Hamburger Otto-Konzerns. Es geht ums Wohnen. Eine Zweidrittelmehrheit der Frauen fühlt sich danach zu Hause erst richtig wohl, „wenn es kuschelig ist und mich viele Decken und Kissen umgeben“.

Kuschelmänner sind dagegen klar in der Minderheit. Nur jeder Dritte möge es plüschig, fanden die Konsumforscher heraus. Jeder Zweite stimmte in der Umfrage, auf der die Studie basiert, vielmehr der Aussage zu, ihm behage ein „klar strukturiertes Wohnumfeld“. Die Herren haben es danach mehr mit Bücher- und Schrankwänden. „Männer und Frauen brauchen unterschiedliche Aspekte in der Einrichtung, um sich wohlzufühlen“, sagt Studienautor Joachim Bacher.

Zu der naheliegenden Frage, wie Millionen von Paaren es trotzdem schaffen, dauerhaft in denselben vier Wänden zu leben, bietet die Untersuchung immerhin einen Erklärungsansatz: Frauen sind offenbar entscheidungsstärker. Sie schaffen kurzerhand an, was ihnen gefällt, und machen es dem Partner eben später schmackhaft. Jedenfalls erklärten 23 Prozent der weiblichen, aber nur fünf Prozent der männlichen Befragten, sie entschieden ganz allein über Möbelkäufe.

Die im Auftrag des Handelskonzerns Otto erstellte „Wohnstudie 2015“ erhebt den Anspruch, die Wohn- und Einrichtungssituation der Deutschen besonders tiefgehend auszuleuchten. Zunächst befragten die Konsumforscher dafür ein halbes Dutzend Experten, führten Interviews mit Kunden und erstellten auf dieser Basis im November eine repräsentative Befragung mit gut 1330 Verbrauchern. Das nach Amazon zweitgrößte Onlinehaus Deutschlands will Erkenntnisse aus der Untersuchung nutzen, um deutlich stärker in den Möbelversand einzusteigen. „Unser erklärtes Ziel im Bereich Möbel und Einrichten ist es, bis 2016 zusätzlich Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe zu generieren“, erklärt Bereichsvorstand Michael Heller.

Mit seinen Wachstumsplänen im Onlinemöbelhandel steht Otto nicht allein da. Das Segment gilt als nächstes großes Ding im Internetgeschäft. Allein 2013 schnellte der Umsatz nach Zahlen des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH um rund 40 Prozent hoch. 2014 gab es weitere Zuwächse. Zugleich sehen Experten reichlich Spielraum nach oben: Der Onlineanteil liegt bei gerade 3,9 Prozent. Schon im Jahr 2020 sei ein Marktanteil von 20 Prozent für die Versender von Tischen und Schränken drin. Das wären sechs Milliarden Euro.

Wie viel die Bundesbürger fürs Mobiliar ausgeben, hängt laut Studie von Lebenssituation, Alter und Wohnung ab. So beträgt das Budget junger Singles für die kommenden fünf Jahre im Schnitt gut 6400 Euro, während ältere Paare ohne Kinder mehr als 10.500 Euro für diesen Zweck einplanen.