Größter Anbieter in Deutschland entsteht. Unternehmen wollen mehr Fahrten ins Ausland anbieten

Berlin/München. Nach dem rasanten Ausbau des Fernbus-Netzes in Deutschland wollen die größten deutschen Anbieter nun gemeinsam mehr Fahrten ins benachbarte Ausland anbieten. MeinFernbus und Flixbus kündigten am Mittwoch an, sich dazu zusammenzuschließen. Damit entstünde der mit Abstand größte Anbieter in Deutschland. „Wir bündeln unsere Stärken zu einem gemeinsamen Ziel und nehmen jetzt Kurs auf Europa“, sagte FlixBus-Gründer Jochen Engert. MeinFernbus-Gründer Torben Greve kündigte dichtere Fahrttakte und mehr Expressverbindungen an. In den nächsten Monaten sollen die Streckennetze flächendeckend verbunden werden.

Der seit der Liberalisierung vor zwei Jahren boomende Fernbusmarkt bleibt damit in Bewegung. MeinFernbus hatte im vergangenen Jahr 7,2 Millionen Fahrgäste befördert, FlixBus 3,5 Millionen. Gemessen an den Fahrgastzahlen dürften beide damit insgesamt gut die Hälfte des Fernbusmarktes abdecken. Diesen schätzte das Berliner Iges-Institut für 2014 auf etwa 20 Millionen Fahrgäste. Details des geplanten Zusammenschlusses wollen beide Unternehmen am Freitag bekannt geben. Am Mittwoch wollten die Geschäftsleitungen zunächst die Beschäftigten informieren.

MeinFernbus beschäftigt am Sitz in Berlin 250 Menschen, Flixbus in München 230. Hinzu kommen mehrere Hundert Fahrer und Disponenten bei den mittelständischen Partnerfirmen. MeinFernbus steuert mit 320 Bussen 241 Ziele an. Flixbus hat 240 Busse im Einsatz und fährt mit ihnen 148 Orte in Deutschland und acht EU-Ländern an. Gemessen an den angebotenen Fahrten in Kilometern hatte MeinFernbus laut Iges Anfang Dezember einen Marktanteil von 46 Prozent, Flixbus lag mit 29 Prozent auf Platz zwei vor den Busmarken der Deutschen Bahn, die mit Berlinlinienbus und IC Bus zehn Prozent erreichte. Das Bundeskartellamt kann die geplante Fusion aus Sicht der Bus-Unternehmer nicht stoppen. Denn verglichen mit Flugzeug, Auto und Bahn deckt der Bus nur einen kleinen Teil des Fernverkehrsmarktes ab. Allein die Bahn hatte 2013 in ihren ICE-, IC- und EC-Zügen 131 Millionen Fahrgäste.

Über die finanziellen Details des Geschäfts sei Schweigen vereinbart worden, hieß es. Beteiligt ist auch der Wachstumsfinanzierer General Atlantic. Dessen Deutschlandchef Jörn Nikolay sprach von einem enormen Wachstumspotenzial im europäischen Fernbus-Linienverkehr. Der Fernbusmarkt ist hart umkämpft: Erste Anbieter wie City2City haben sich wieder verabschiedet, Deinbus.de schlitterte 2014 in die Insolvenz, und der ADAC stieg aus einem Gemeinschaftsunternehmen mit der Deutschen Post aus.