Frankfurt. Ryanair will mit neuen Strecken Air Berlin überholen und zur zweitgrößten Airline Deutschlands aufsteigen. „Wir expandieren massiv“, sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary dem „Handelsblatt“. Der Marktanteil in Deutschland solle von derzeit vier Prozent in den nächsten drei bis vier Jahren auf 15 bis 20 Prozent steigen. „Wir werden dann größer als Air Berlin sein, Air Berlin wird vermutlich weiter schrumpfen“, sagte der Ire. O'Leary krempelt die Branche seit Jahrzehnten um. Ebenso wie Rivale Easyjet drückt Ryanair mit allen erdenklichen Mitteln die Kosten. Flugzeuge sind so kurz wie möglich am Boden, das Einchecken von Gepäck kostet extra, und die Tickets werden über das Internet verkauft.

Kernstück der nun angekündigten Expansion ist es, die großen deutschen Städte in das Ryanair-Streckennetz aufzunehmen, statt wie bislang vor allem Provinz-Airports anzusteuern. Die Verbindungen nach Köln und Berlin werden ausgebaut, und Hamburg und München sollen folgen. „Wir reden momentan mit acht deutschen Flughäfen, davon vier bis fünf Großflughäfen, die noch nicht zu unserem Streckennetz gehören“, sagte O'Leary.

Für Lufthansa und Air Berlin startet nun ein Kampf um einen der größten Flugmärkte in Europa. Die Kranich-Linie kommt hierzulande auf einen Marktanteil von 50 Prozent, Air Berlin auf 20 Prozent. Insgesamt fliegen in Deutschland im Jahr mehr als 200 Millionen Menschen. Air Berlin beförderte nach langem Sinkflug voriges Jahr wieder mehr Passagiere: Die Zahl zog um 0,6 Prozent auf 31,7 Millionen an.

Marktexperten zufolge sind die Ambitionen von der irischen Fluglinie durchaus realistisch, aber mit Vorsicht zu genießen. „Hinter solchen Aussagen steckt bei dem Unternehmen auch oft Werbung, da Airline-Chef O'Leary ein Meister der Vermarktung ist. Damit sollen Kunden gelockt werden“, sagte Luftfahrt-Analyst Jochen Rothenbacher von der Bank Equinet.