Neue Führung für die Weinfirma im Übernahmestreit: Alexander Borwitzky und Nikolas von Haugwitz wurden in den Vorstand des Weinhändlers berufen. Topmanager verkauft Aktien für 2,8 Millionen Euro.

Hamburg. Wichtige Personalie bei Hawesko mitten im Übernahmekampf: Alexander Borwitzky und Nikolas von Haugwitz sind in den Vorstand des Weinhändlers berufen worden. Der studierte Kaufmann Borwitzky folgt Bernd Hoolmans nach, der Ende 2014 in den Ruhestand getreten ist. Er wird die Jacques' Wein-Depots führen, nachdem er hier zuvor für das Marketing verantwortlich war.

Nikolas von Haugwitz wird den Versandhandel im Vorstand vertreten. Weitere Mitglieder sind unverändert Vorstandschef Alexander Margaritoff, Finanzvorstand Ulrich Zimmermann und Bernd G. Siebdrat für den Großhandel. Zugleich wurde bekannt, dass Siebdrat 70.000 Anteilsscheine für fast 2,8 Millionen Euro an Hawesko-Aufsichtsrat und Großaktionär Detlev Meyer verkauft hat, der für Hawesko ein Übernahmeangebot unterbreitet hat.

Der Vorstand hatte in einer offiziellen Stellungnahme dieses Angebot abgelehnt und den angebotenen Preis von 40 Euro je Aktie als zu niedrig eingestuft. Dieser Stellungnahme hatte vor einem Monat auch Siebdrat zugestimmt, der seine Aktien nun gleichwohl zu diesem Preis verkauft hat. Von Haugwitz soll den Ausbau und die Internationalisierung des Internethandels forcieren, sagte ein Sprecher dem Abendblatt. Dabei sei auch der Kauf eines ausländischen Onlinehändlers angestrebt. Zuvor hatte Konzernchef Alexander Margaritoff selbst neben strategischen Aufgaben den Versandhandel geführt. Dieser Bereich war aber zuletzt stark gewachsen und hatte daher einen eigenen Vorstandsposten erforderlich gemacht, sagte der Sprecher.

Neben von Haugwitz tritt Alexander Borwitzky in den Vorstand ein. Beide sind Jahrgang 1968 – Borwitzky hat zudem ein Auslandsstudium absolviert. In dem Übernahmekampf um die börsennotierte Hawesko strebt Meyer die Mehrheit an und will die Strategie ändern. Dazu gehören eine niedrigere Dividende zugunsten von mehr Investitionen, eine stärkere Internationalisierung und ein jüngeres Management. Dass die Neubesetzungen im Vorstand diesen Forderungen entsprechen, sei ein Zufall, sie seien länger geplant, sagte der Sprecher.

Im Unternehmen herrscht die Sorge, dass das bisher soziale Miteinander ein Ende haben könnte, wenn sich Meyer als Mehrheitseigner behauptet, erfuhr das Abendblatt aus Firmenkreisen. Margaritoff gilt als Manager, der für die Beschäftigten persönlich ansprechbar war. Die Tatsache, dass er zugleich eine relativ hohe Ausschüttungsquote durchsetzte, kreidet ihm die Belegschaft mit Blick auf den wirtschaftlichen Erfolg offenbar nicht an. Zuletzt hatte Meyer im Dezember gemeldet, gut 33 Prozent der Anteile zu halten. Im Konzern herrscht der Wunsch, dass das Gerangel um die Macht bald ein Ende haben wird, damit das Tagesgeschäft wieder in den Mittelpunkt rücken kann. Am 26. Januar wird bei Hawesko mehr Klarheit über die Zukunft der Firma mit 900 Beschäftigten herrschen: Dann ist Hauptversammlung.