In Rothenburgsort sollen Wohnungen entstehen. Gespräche mit der Stadt laufen. Betreiber will 2015 erstmals schwarze Zahlen schreiben

Hamburg. Die Freizeitgolfanlage Golf Lounge feiert 2015 ihr zehnjähriges Bestehen – und sucht nun einen neuen Standort. Im Rahmen des neuen Quartierskonzepts für Hamburgs Osten will die Stadt auf dem Gelände der Golf Lounge in Rothenburgsort sehr wahrscheinlich Wohnungen bauen. Eine alternative Fläche für die Sport- und Eventlocation ist bisher aber noch nicht gefunden.

Peter Merck, Inhaber der Golf Lounge, blickt mit einer Mischung aus Sorge und Zuversicht in die Zukunft, will aber auf jeden Fall an seiner Freizeitanlage festhalten. Immerhin hat er zuletzt noch einmal mehrere Millionen Euro in den dreistöckigen Bau mit seinen Abschlagsboxen, und vor allem in die Gastronomie investiert. Auf dem Gelände hat sich zudem eine gläserne Manufaktur für maßangefertigte Golfschläger etabliert. „Wir haben Service und Ambiente stark verbessert“, sagt Merck zu der Entwicklung des Betriebs in den vergangenen Monaten.

Die Zahl der Events, von Geburtstagen, Firmenpräsentationen bis zu Weihnachtsfeiern, hat sich durch diesen Ausbau in den vergangenen Jahren auf 400 Veranstaltungen im Jahr erhöht. Firmen wie Beiersdorf, Airbus oder BMW nutzen die neu gebaute Almhütte in Verbindung mit etwas Schnuppergolf für Incentive-Veranstaltungen, oder um Kunden oder Mitarbeitern in lockerer Atmosphäre neue Produkte zu präsentieren.

Die Neuorientierung mit Schwerpunkt auf Veranstaltungen ist eine Folge des schwächelnden Golfmarkts. Vor einigen Jahren, als rund um Hamburg noch zahlreiche öffentliche Golfanlagen entstanden sind, zeichnete sich ein starker Zulauf für den Ballsport ab. Heute allerdings scheint sich der Trend zum Golf wieder abzuschwächen. Die Clubs haben Schwierigkeiten, Abgänge der Mitglieder aus Altersgründen durch Neuzugänge auszugleichen.

„Unsere Abschlagsplätze sind nicht ganz ausgelastet“, sagt auch Golf-Lounge-Betreiber Peter Merck, der einst mit dem innovativen Projekt die Idee verfolgte, den Rasensport mitten in die Stadt zu bringen. Zwar schafft es sein Betrieb in diesem Jahr wohl operativ in die schwarzen Zahlen, aber die Investitionen sind noch lange nicht wieder eingespielt.

Wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage hat sich auch Mercks Mitgesellschafter Marc Spangenberger aus dem Projekt verabschiedet. Er hat Merck seine Anteile verkauft, der ab Januar 2015 nun Alleininhaber ist. „Bei den weiteren Investitionen, die aus Sicht von Peter Merck zuletzt unausweichlich waren, wollte und konnte ich nicht mehr mitgehen“, sagte Spangenberger über die geschäftliche Trennung von seinem Partner, der aus der gleichnamigen Darmstädter Pharmadynastie stammt.

Mitten in die Zeit, in der die Golf Lounge durch ihre Konzentration auf Veranstaltungen ihren Platz unter den beliebtesten Freizeitlocations der Hansestadt zu finden scheint, fällt nun die Unsicherheit über den Verbleib am Standort neben dem Elbpark Entenwerder. „Ich bin in intensiven Gesprächen mit der Politik und optimistisch, dass die Golf Lounge bis 2020 hier in Rothenburgsort verbleiben kann“, sagt Peter Merck. Allerdings ist das Areal Teil des Entwicklungskonzepts „Stromaufwärts an Elbe und Bille“.

Demnach soll durch Wohnungsbau „nördlich des Entenwerder Parks bezahlbarer innerstädtischer Wohnraum in unmittelbarer Nähe zum Naturraum Elbe geschaffen werden“, heißt es in dem Konzept der Stadt. Allerdings wird die Planung noch etwas Zeit in Anspruch nehmen: Die Flächen seien „Luftschadstoffen aus dem Hafenbereich“, insbesondere von der Kupferhütte Aurubis, ausgesetzt, heißt es im Wohnungsbauprogramm des Bezirks Hamburg-Mitte. Eine Nutzung für Wohnungen sei nur vertretbar, wenn die Luftverschmutzung zurückgehe, heißt es vom Bezirk. In Kürze sollen dazu neue Messungen starten. Die Situation wird auf dieser Grundlage dann neu bewertet. Nach Einschätzung des Bezirksamtes werden noch mindestens zwei bis drei Jahre vergehen, bis der Bau von Wohnungen nach diesem Prozedere genehmigt werden könne.

Der Betrieb der Golf Lounge mit 30 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zwei Millionen Euro sei aber auch nach dem Willen der Stadtplaner erhaltenswert, berichtet Merck aus Gesprächen mit den Verantwortlichen. So strebe die Stadt an, Hamburg auf Tourismusmessen auch als Golfdestination zu bewerben.

Immerhin biete die Region 35 Golfclubs mit dem Potenzial interessanter Veranstaltungen. „Wir sehen uns daher in der Stadt, aber auch auf dem Land nach neuen Flächen um“, sagt Merck. Dabei schweben dem Vater von drei Kindern, der selber seit seiner Jugend leidenschaftlicher Golfer ist, zwei Konzepte vor: 20.000 Quadratmeter sucht Merck für das City-Konzept der bestehenden Lounge, die dann umziehen müsste. Außerdem will der 48-Jährige eine Country-Golf-Lounge vor den Toren der Stadt realisieren, möglichst mit einem (Lizenz-)Partner.

Das Country-Konzept soll mit der Hälfte der Fläche eines herkömmlichen Golfclubs auskommen und genau wie die bestehende Golf Lounge Neulingen in dem Sport die Schwellenangst nehmen. Etwa durch Events oder das Absolvieren der Platzreife. Das Potenzial besteht, ist Merck überzeugt: „Ich glaube, dass wir allein in Hamburg noch 100.000 Menschen an den Sport heranführen können.“