Wiesbaden. Ein Mix aus niedriger Inflation und höheren Löhnen lässt die Kaufkraft der Deutschen so kräftig steigen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Die Reallöhne legten von Juli bis September um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, teilte das Statistische Bundesamt mit. Hauptgrund ist die geringe Teuerung: Die Verbraucherpreise erhöhten sich in dieser Zeit mit 0,8 Prozent nur etwa halb so stark wie im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Das wurde durch steigende Löhne mehr als wettgemacht: Diese legten mit 2,6 Prozent gut dreimal so stark zu. Dadurch blieb den Beschäftigten nach Abzug der Inflation deutlich mehr Geld in den Taschen.

Auch für das Gesamtjahr 2014 zeichnet sich ein deutlicher Reallohnzuwachs ab. Die Löhne legten in den ersten neun Monaten um durchschnittlich 2,7 Prozent zu und damit fast dreimal so stark wie die Verbraucherpreise mit 1,0 Prozent. Wegen stark fallender Ölpreise ist die Inflation am Jahresende noch weiter gesunken und lag zuletzt bei nur 0,6 Prozent. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Löhne 2015 erneut kräftig steigen werden. Deutschlands mitgliederstärkste Gewerkschaft IG Metall fordert für die 3,7 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie ein Plus von 5,5 Prozent höheren Löhnen. Die Gewerkschaften für die rund drei Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder wollen ebenfalls 5,5 Prozent mehr herausholen. Die Teuerung dürfte zugleich niedrig bleiben. „Die Inflationsrate könnte in den nächsten Monaten sogar unter null sinken“, erwartet Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Die erneuten Kaufkraftgewinne kurbeln den Konsum an: Die GfK-Forscher ermittelten für Januar die beste Kauflaune der Deutschen seit acht Jahren. Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer verdiente im dritten Quartal ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3541 Euro brutto im Monat. Die Unterschiede sind allerdings groß. Die höchsten Verdienste erhielten die Vollzeitbeschäftigten bei Banken und Versicherungen (4723 Euro), im Bereich Information und Kommunikation (4675 Euro) sowie in der Energieversorgung (4601 Euro). Am wenigsten bekamen die Beschäftigten im Gastgewerbe mit 2119 Euro.