Behörde lehnt Antrag auf spätere Pensionierung des Richters ab

Hamburg. Der Prozess gegen den früheren Hamburger Börsenstar Frank Thielert vor dem Landgericht ist jetzt endgültig geplatzt. Weil Thielert, der unter anderem wegen Betruges angeklagt ist, für längere Zeit erkrankt ist und der Kammervorsitzende des Gerichts zum Ende des Jahres pensioniert wird, muss das Verfahren im kommenden Jahr vollkommen neu aufgerollt werden. Und dies nachdem das Gericht bereits 20 Monate beziehungsweise 90 Prozesstage verhandelt hatte.

Dabei hatte der Kammervorsitzende ungewöhnliche Wege beschritten, um das Verfahren gegen den Unternehmer und Firmengründer Thielert noch zu retten. Zuletzt teilte der Richter den Verfahrensbeteiligten mit, dass er bei der Justizbehörde beantragt hat, seine Pensionierung um sechs Monate aufzuschieben. So hätte er den Prozess im Januar fortsetzen und mit einem Urteil zu Ende bringen wollen. Doch die Behörde musste den Antrag ablehnen. Das Hamburgische Richtergesetz lässt einen Aufschub einer Richterpensionierung nicht zu. Erst für das Jahr 2020 ist eine entsprechende Änderung geplant.

Unternehmer Thielert, der es einst mit seiner Firma mit der Entwicklung von Flugzeugmotoren bis an die Börse geschafft hatte, muss sich wegen Kapitalanlage- und Kreditbetrugs sowie Urkundenfälschung vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verantworten. Es geht um mehrere Millionen Euro. Der 50-Jährige soll laut Anklage im Jahr 2004 die Buchung von Scheinumsätzen im Umfang von insgesamt 6,5 Millionen Euro veranlasst haben, um seiner Firma einen Bankkredit zu sichern und einen Gewinn ausweisen zu können – dieser war auch Grundlage für den damals geplanten Börsengang.

Mit seiner Geschäftsidee, Sportflugzeuge rund um die Welt mit Dieselmotoren auszurüsten, hatte Thielert vor rund 15 Jahren den Flugzeugbau revolutioniert. Doch dann geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Der 50-Jährige bestreitet die Vorwürfe aus der Anklage und strebt einen Freispruch an.

Die Neuauflage des Prozesses im kommenden Jahr macht eine vollständig neue Beweisaufnahme nötig, unter anderem mit der erneuten Vernehmung aller notwendigen Zeugen. Um das Verfahren doch noch in diesem Jahr zu Ende zu bringen, hatte die Kammer in den vergangenen Monaten sogar an drei Tagen die Woche verhandelt - vergebens. Wann 2015 mit dem neuen Prozess begonnen werden kann, steht noch nicht fest.