Die Stadt richtet 2015 den weltweiten maritimen Gipfel aus. Es geht um Vereinbarkeit von Ökonomie und Ökologie. Der Hafen präsentiert sich erstmals als Schaufenster für alternative Energiegewinnung.

Hamburg. Tagein, tagaus kommen die großen Handelsschiffe nach Hamburg. Sie folgen dem Takt von Ebbe und Flut und liefern Ladung aus Übersee nach festen Fahrplänen ab. Für die Seeleute, Schiffsagenten und Spediteure ist das Routine. Hamburg ist nur einer von mehreren Häfen an der Nordsee und einer von vielen weltweit. Doch 2015 wird sich das für eine Woche ändern. Anfang Juni reisen die Chefs der bedeutendsten Seehäfen der Welt an die Elbe, die Vorstände der globalen Reedereien schicken nicht nur ihre Kapitäne, sondern machen sich selbst auf den Weg – alles was in der maritimen Wirtschaft Rang und Namen hat, kommt in die Hansestadt, und der Hafen rückt ins Licht der Weltöffentlichkeit. Vom 1. bis 5. Juni findet in Hamburg die internationale Welthafenkonferenz (IAPH) statt, die bedeutendste Konferenz der maritimen Wirtschaft. Und Hamburg will die Plattform nutzen, um für sich zu werben.

Das ist angesichts der Tatsache, dass 800 bis 1000 Gäste mit Einfluss auf die Entwicklung der Handelsschifffahrt erwartet werden, eine große Chance. Angesichts des harten Wettbewerbs, in dem sich der Hamburger Hafen mit anderen Standorten an der Nordsee wie Rotterdam und Antwerpen befindet, ist die Werbung in eigener Sache andererseits auch notwendig. Und so hat sich die Hansestadt schon 2011, als sie als Gastgeber ausgewählt worden war, entschieden, ihren Hafen mit einem eigenen Profil zu präsentieren. „Die IAPH ist eine einmalige Chance, Zukunftsprojekte made in Hamburg weltweit öffentlich vorzustellen“, sagt Jens Meier, Geschäftsführer der für die Ausrichtung der Konferenz zuständigen Hamburg Port Authority (HPA). Immerhin ist es 30 Jahre her, dass die Konferenz, die alle zwei Jahre stattfindet, das letzte Mal in Hamburg gastiert hat.

Um möglichst großes Interesse zu wecken, stellt die HPA ein Problem in den Mittelpunkt der Konferenz, das derzeit die gesamte maritime Branche beschäftigt: nämlich wie angesichts des durch die Globalisierung wachsenden Warenverkehrs einerseits und den Bedrohungen des Klimawandels andererseits, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum unter Minimierung der Umwelteinflüsse sichergestellt werden kann. Hamburgs Antwort darauf besteht aus einem Wort: Smart-Port. Hinter diesem Begriff, der nichts anderes besagt, als den Hafen intelligenter zu machen, verstecken sich eine Vielzahl einzelner Projekte. Etwa das Vorhaben, das Zusammenspiel aller Verkehrsträger, Schiffe, Terminals, Lkw, und Eisenbahnen, so zu optimieren, dass der Verkehr und damit die Warenströme effizienter und schneller fließen können. Das sei auch ökologisch sinnvoll, sagt Meier. „Durch den verbesserten Verkehrsfluss verringern sich der Kraftstoffverbrauch und damit auch der Schadstoffausstoß.“

Der Hafen soll auch Schaufenster für alternative Energiegewinnung werden, etwa mit dem Beispiel der Umschlagterminals, die ihren Strom von eigenen Windkraftanlagen beziehen. Lichtanlagen sollen effizienter genutzt werden, und dann steht auch noch der immense Schadstoffausstoß der Schiffe auf dem Programm. Hamburg will seine neue Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal in Altona präsentieren, die Firma Becker Marine Systems ihr schwimmendes Kraftwerk, das Strom mit der Verbrennung von Flüssigerdgas erzeugt. Nicht nur der Hafen selbst, auch mehrere Firmen der IT-Branche, der Energieerzeugung sowie des Umweltschutzes wollen die Plattform der IAPH nutzen, um sich zu präsentieren.

Die Chance, mit der Eigenvermarktung möglichst viele Entscheider der Branche zu erreichen, ist groß. Denn die Welthafenkonferenz ist nicht nur ein loser Branchentreff, der vor allem dem Netzwerken dient, sondern hat in der Vergangenheit schon bahnbrechende Beschlüsse eingeleitet. Deshalb wird sie ernst genommen. So wurde die Einigung auf eine einheitliche Norm für Landstromstecker bei einer Welthafenkonferenz herbeigeführt. Auch diesmal geht es um Normen, etwa um eine Standardisierung beim Kaimauerbau. Dazu werden in einem technischen Ausschuss Vorschläge erarbeitet, der im Vorfeld der Konferenz tagen wird. Über Fragen der IT-Sicherheit sowie des Datenschutzes geht es in einer weiteren Arbeitsgruppe, die sich mit Rechtsfragen befassen wird. Daraus sollen bei der Konferenz Vorschläge für Gesetzesanpassungen entstehen, die den globalen Datenaustausch ermöglichen, so Meier.

Die Liste der Anmeldungen ist lang – und sie dürfte noch länger werden

Eine dritte Sachverständigengruppe will über das Größenwachstum der Containerriesen diskutieren, das von allen Häfen zusätzliche Anstrengungen bei der Abfertigung sowie dem Abtransport der Ladung ins Hinterland fordert. Neben dem fachlichen Austausch gibt es während der Konferenztage darüber hinaus einen Aussteller- und Messebereich sowie ein vielseitiges Rahmenprogramm. Verschiedene Sponsoring-Pakete ermöglichen es Unternehmen, sich auf der fünftägigen Konferenz zu präsentieren und geschäftliche Kontakte zu knüpfen. Am Abend warten auf die Konferenzteilnehmer Besuche und Galaveranstaltungen im Rathaus, der Handelskammer oder der Fischauktionshalle sowie Besichtigungen im Hamburger Hafen.

Bisher haben 270 Häfen aus 90 Nationen angekündigt, ihre Chefs nach Hamburg zu schicken. „Ich bin aber überzeugt, das wir noch deutlich mehr Anmeldungen bekommen, wenn wir jetzt beginnen, die Werbetrommel zu rühren“, sagt Hafenchef Meier. Auch die Bundesregierung wird bei der Konferenz vertreten sein.